Anstiftung zur Freude #64

Der Zug war verspätet, der Anschluss ist weg, wir werden zu einem anderen Bahnhof dirigiert, um von dort weiterzukommen. Ich sitze in einem ziemlich heruntergewirtschafteten Bereich mit verschiedenen Fastfood Angeboten und esse ein trockenes Stück Pizza.

Später, am Bahnsteig, gehe ich von Bereich A nach Bereich D, mir ist nicht ganz klar, wo ich einsteigen soll. Da bemerke ich ein kleines Mädchen, vielleicht fünf Jahre alt, das mich anschaut und seiner Schwester etwas zuflüstert. Die Augen des Mädchens folgen mir. Ich bleibe stehen, lächle und frage: „Was siehst du?“ Sie antwortet: „Du bist schön.“

Ich bin tief berührt von dieser Begegnung. Ich frage mich, wie ist es möglich, dass ein so kleines Kind bei einer Frau, die ihre Großmutter sein könnte, Schönheit sieht? Ja, dass sie überhaupt einen Sinn für Schönheit hat und ohne Scheu ausspricht, was sie empfindet?

Die Schönheit der Welt sehen. Das bedeutet, unseren Blick an anderen Bildern zu schulen als denen, die uns die Werbung vorgibt. Selbst eine verwelkte Blume ist schön. Das kann ich im Sommer in meinem Garten beobachten. Ich versuche, Schönheit in allem zu sehen. Schönheit ist ein Tor, das zur Wertschätzung führt, Wertschätzung führt zu Freundlichkeit und am Ende vielleicht zu Komplimenten.

Das ist meine Anstiftung heute: Finde die Schönheit in dem, was du als nicht so schön oder vielleicht sogar hässlich empfindest. Beobachte, wie sich deine Wahrnehmung auf deine innere Haltung auswirkt. Vielleicht ergibt sich die Gelegenheit zu freundlichen Gedanken; oder einem Kompliment.

Schreib in den Kommentar, was du gefunden hast.

Wenn dir die Anstiftung ein Lächeln ins Gesicht gezaubert oder dich inspiriert hat, lade mich auf einen Kaffee ein (oder ein Menü, der voreingestellte Betrag von € 3 lässt sich ändern). Wo? Über meine virtuelle Kaffeekasse. Das zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht. Die Kaffeekasse steht auf der Plattform ko-fi.com. Kofi verschenkt nicht nur einen freundlichen Regen von Herzen und Tassen an die Spendenden. Sondern nimmt keine Gebühren für Spenden. #freundlicheökonomie

Comments (4)

  1. Aufgrund meiner Beschäftigung mt dem Sterben und Tod stolperte ich vor Jahren in einem Antiquariat über das Buch „Der ewige Schlaf, Visages de morts“ von Rudolf Schäfer. In diesem Bildband sind großformatige schwarz-weiß Fotos von toten Menschen, auch ein Kind ist dabei.
    Ich liebe die Schönheit der Gesichter des Todes. Das mag seltsam anmuten, aber in meiner Zeit als Bestatterin stellte ich mir immer die Frage: was hat dieser Mensch erlebt, woher kommen die Falten, etc. Und meine Sicht auf das alternde oder sich verändernde Gesicht bekam eine neue Tiefe, nämlich, so wie Du es beschreibst, ich machte mich auf die Suche der Schönheit. Die findet sich für mich tatsächlich in jedem Gesicht eines toten Menschens. Diese Antlitze erzählen und zeigen so viel, so dass meine ursprüngliche Angst vor dem Anblick eines Verstorbenen sich in Neugier und Dankbarkeit wandeln konnte.

    • Liebe Marlis, vielen Dank für deine sehr bewegende Reflektion über Schönheit und die Suche danach. Schönheit im Tod ist ein Aspekt, mit dem ich mich bislang so gut wie gar nicht beschäftigt habe. Es war mir ein anliegen, meinen toten Vater zu sehen. Ich empfand den Tod vor allem klare und klärende Energie. Schönheit und Klarheit gehören für mich zusammen.

  2. Kindermund tut Wahrheit kund :-))

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