Anstiftung zur Freude #101     

Im Zug vor nahezu jeder Haltestelle der Hinweis über den Lautsprecher, sich vor dem Austeigen umzuschauen, ob etwas liegen geblieben sei und auf jeden Fall alles Gepäck mitzunehmen.

Umblicken ist auf jeden Fall gut, das weiß ich, die unterwegs am laufenden Band Mützen und Handschuhe verliert, aus schmerzlicher eigener Erfahrung.

Gepäck allerdings habe ich noch nie vergessen. Ist das überhaupt möglich?

Auf einer Fahrt rutscht mir der Autoschlüssel aus der Manteltasche, ich habe mich umgeschaut vor dem Aussteigen, aber da war nichts. Doch als ich mich auf dem Rückweg mache, ist er weg.

Ich gebe eine online Verlustanzeige bei Metronom auf. Einen Tag später erhalte ich die Mitteilung, mein Schlüssel sei gefunden worden, ich könne ihn im Fundbüro abholen.

Ich bin begeistert und mache mich auf den Weg. Der junge Mann, der im Fundbüro arbeitet, zieht einen Umschlag aus einer Schublade und erledigt die Formalitäten. Ich schaue mich um. Mein Blick fällt auf ein zusammengefaltetes Brompton.

Ich kann nicht fassen, dass ein Mensch sein Brompton im Zug stehen lässt! Es sei nicht das einzige, sagt der Mitarbeiter, sie hätten noch einige im Keller stehen. Wie ich später recherchiere, kostet das Klapprad, je nach Ausstattung, bis zu € 2.000. Und nein, da ist noch kein Motor dabei.

Ich schaue mich weiter um und entdecke riesige Taschen und Koffer, die auf Abholung warten. Laut äußere ich mein Staunen und sage: Ich glaube, sie machen Menschen immer wieder sehr glücklich mit Ihrer Arbeit. Der junge Mann freut sich, erzählt, dass sogar Kinderwagen bei ihm abgegeben würden, und erklärt mir, welche Fundstücke bereits zugeordnet seien und welche auf Identifizierung warteten.

Es ist bemerkenswert, wie gut unsere Gesellschaft organisiert ist. Wie aufmerksam, etwas Gefundenes bei der zuständigen Einrichtung abzugeben. Dass wir überhaupt Fundbüros haben! Und die Menschen, die bei solchen Organisationen arbeiten und dafür sorgen, dass Eigentümer und Dinge wieder zusammenfinden. Große Freudebringer.

Das ist meine Anstiftung für diese Woche: Sei aufmerksam für Menschen, deren Arbeit wir üblicherweise eher nicht oder mit einem gewissen Stirnrunzeln zur Kenntnis nehmen. Unser Gemeinwesen kann nur funktionieren, wenn die Arbeit in den Finanzbehörden, Bürger*innenämtern, bei Versicherungen, Kfz-Zulassungsstellen usw. erledigt wird. Ein Hoch auch auf alle Busfahrer*innen, Zugbegleiter*innen, Polizist*innen. Müllwerker*innen, usw. Vielleicht ergibt sich dieser Tage eine Möglichkeit, „Danke!“ zu sagen.

Schreib in den Kommentar, was du gefunden hast.

PS: Wenn dich meine Anstiftung zur Freude inspiriert oder dir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat, und du etwas zurückgeben möchtest: lade mich auf einen Kaffee ein über meine virtuelle Kaffeekasse hier. Danke! #freundlicheökonomie

#AnstiftungzurFreude – kannst du abonnieren. Wöchentlich kostenfrei. Freude ist der am stärksten unterschätzte Resilienz Faktor. Freude können wir nie genug haben. Abonniere sie hier!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert