Stichwort: Mäandern

Das Mäandern haben die alten Griechen erfunden. Für sie war es ein heiliges Prinzip. Das Prinzip sagt: das Alte rollt sich zusammen, das Junge entsteht an seiner Stelle. Unsterblichkeit durch ständiges Gehen und Vergehen. Rückzug und Entfaltung im ewigen Wechselspiel.

Ich sage, mäandern ist mein liebstes Verb, weil ich am liebsten denkend, schreibend, arbeitend herumrolle, in Schleifen, Kreisen und Kurven gehe, mich vor und zurück bewege und eine Menge Raum beanspruche fürs Finden, Verwerfen und neu Entdecken. So kann ich viel einsammeln auf meinen nicht-linearen Pfaden. Alles ein bisschen mit mir rumtragen. Manches zwischendrin wieder ablegen. Und am Ende genau das behalten, was ich suchte, ohne es benennen zu können.

Damit sie ihr heiliges Prinzip immer vor Augen hatten, schufen die alten Griechen

ein Ornament. Die Mäander:

Sie meinten, der Gott Eros und die sich unendlich erneuernde Energie des Kosmos sei darin zu finden. 

Ich meine, mein Mäandern folgt keinem rechten Winkel, und dass die Mäander der Venus so aussieht:

Rückzug und Entfaltung im steten Wechsel. Das eine Alte wächst ins  andere andere Neue. Eine ursprünglich sehr weibliche Energie im ewigen Kosmos. Die alten Griechen haben das vielleicht noch ein bisschen einseitig betrachtet. 

Und übrigens: Flüsse mäandern, weil das Wasser unterschiedlich schnell fließt. Innen schneller als außen, im Lauf der Zeit bilden sich Schleifen. Die Schleifen sind die Mäander. Vielleicht stehe ich deshalb so gern auf Brücken und schaue dem fließenden Wasser nach.

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