Anstiftung zur Freude #111      

Bei all meiner Freudeerfahrung gibt es immer wieder Tage, an denen ich das Leben mühsam finde, an denen es mir schwer fällt, etwas Freudiges zu sehen. Zum Beispiel der Herbstbeginn ist eine recht zähe Zeit. Es ist kalt, ich muss mich darum kümmern, die Öfen anzuheizen und Holz ins Haus zu schaffen. Viele tausend Blätter regnen auf meinen Garten herab und müssen in Säcke gesteckt und zum Grünabladeplatz geschafft werden. Das Licht schwindet.

Morgens im Bett denke ich manchmal, ich habe keine Lust. Und dann höre ich Nachrichten, was zu jeder Jahreszeit ein Stimmungsdämpfer ist.

Ich laufe herum und mir fällt absolut nichts Passendes für die nächste Freudeanstiftung ein. Vielleicht, denke ich, ist die Zeit der Anstiftungen vorbei. Vielleicht gibt es nichts Freudiges mehr zu erzählen. Was kann ein kleines Menschenwesen schon ausrichten in der großen Welt, die augenscheinlich so anders schwingt (Nachrichten, sage ich nur) ?

Da erinnere ich mich plötzlich an eine Geschichte. Ich glaube, ich habe sie bei Jack Kornfield gelesen. Die Geschichte handelt von einem großen verheerenden Feuer, das den Wald zerstört. Es brennt und brennt, die Tiere, die im Wald leben, sind in höchster Not.

Ein kleiner bunter Vogel fliegt vorbei und denkt, wie entsetzlich. Da muss ich doch etwas tun! Er sieht einen Fluss in der Nähe und holt einen Schnabel voll Wasser, den er zum brennenden Wald bringt. Viele, viele Male fliegt der kleine Vogel hin und her, und jedes Mal bringt er ein paar Tropfen Wasser vom Fluss zum Feuer im Wald. Er ist schon ganz erschöpft, seine Federspitzen sind versengt von der Hitze der Flammen. Sein Tun ist aussichtslos.

Da sieht der Gott des Regens die Bemühungen des kleinen Vogels. Er lässt sein Herz tief berühren von dessen Mut und von dessen Tapferkeit und schickt den Regen zum brennenden Wald.

Das ist eine sehr, sehr alte Erzählung, die uns darin erinnert, dass es nur ein einziges Wesen braucht, um einen Stein ins Rollen zu bringen. Eine Handlung kann die Welt verändern. In moderner Sprache heißt das Momentum. Kräfte sammeln und bündeln sich und bewirken plötzlich, scheinbar aus dem Nichts heraus, eine Veränderung.

Dafür sind Geschichten wie die des kleinen Vogels und des großen Feuers da. Um uns an die Wirkung guter Taten, freundlicher Gedanken und freundlicher Worte zu erinnern. Um unsere Hoffnung in verzagten Zeiten zu stärken. Um ein Gegengewicht zu den Erzählungen von schier unlösbaren Problemen und der Schlechtigkeit der Menschen zu bilden.

Das ist meine Anstiftung für diese Woche: Finde gute Geschichten, die dich bestärken, die dir Kraft und Zuversicht verleihen, die dich daran erinnern, dass es auch nach vorne los und gut ausgehen kann. Erzähle bei jeder Gelegenheit, die sich dir bietet, so eine gute Geschichte.

Schreib in den Kommentar, was du gefunden hast.

PS: Wenn dich meine Anstiftung zur Freude inspiriert oder dir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat, und du etwas zurückgeben möchtest: lade mich auf einen Kaffee ein über meine virtuelle Kaffeekasse hier. Danke! #freundlicheökonomie

#AnstiftungzurFreude – kannst du abonnieren. Wöchentlich kostenfrei. Freude ist der am stärksten unterschätzte Resilienz Faktor. Freude können wir nie genug haben. Abonniere sie hier!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert