Seit ein paar Monaten bin ich Fan von Cole Schafer. Cole Schafer ist ein junger Amerikaner (27), der in Nashville/Tennessee lebt, sich vor nicht allzu langer Zeit einen Hund angeschafft hat (June), und mit einer neuen Liebe (my Girl) sein gebrochenes Herz kleben konnte.
Außerdem ist Cole ein ziemlich guter Autor. Und ein grandioser Selbstvermarkter. Wenn ich seine Briefe lese, bekomme ich Lust aufs Schreiben, weil sie mir gute Laune machen (wenn ich gut gelaunt bin, will ich meistens schreiben). Und was seine Haltung zum Business betrifft: ich habe von ihm zum Beispiel gelernt, dass kostenlose Produkte ihren Preis haben und die Welt das ruhig wissen kann.
Am Ende seines Newsletters „Sticky Notes“ listet Cole, was die Menschen, denen der Brief gefallen hat, für den Autor tun können. Zum Beispiel seine Kurse und Bücher kaufen, seinen Newsletter auf allen erdenklichen sozialen Medien teilen. Oder ihm einen Drink spendieren. Er ist da ganz spezifisch, er möchte einen „Moscow Mule“. (Ich weiß nur deshalb, dass es sich dabei nicht um ein russisches Lasttier, sondern ein Mixgetränk handelt, weil meine Freundin spezielle „Moscow Mule“ Trinkgefäße für ihre Geburtstagparty angeschafft hat).
Tatsächlich überlege ich jedes Mal, wenn ich diesen Werbeabspann von „Sticky Notes“ lese, welches Getränk ich mir wünschen könnte. Seit kurzem kenne ich die Antwort: eine Kanne Tee im „Eaton Place“ in Hamburg. Dort habe ich vor 2 Wochen den feinsten und außergewöhnlichsten Tee meines Lebens getrunken. Der Geschmack liegt mir noch auf der Zunge und sie bittet um Wiederholung.
Cole und ich denken trotz des großen Altersunterschiedes manchmal über die gleichen Dinge nach. Zur Zeit beschäftigt uns beide das ideale Leben. Cole gibt dem die Überschrift „I want to steal Leonard Cohen’s writing routine.”
Cohen, einer meiner größten Säulenheiligen, lebte am Anfang seiner Karriere auf der griechischen Insel Hydra, richtete seine Tage mangels elektrischen Lichts zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang ein und wechselte vom Schreibtisch ins Meer und zurück.
Mir fehlt das Meer und weil Strom in meinem Haus kein Thema ist, war sehr frühes Aufstehen es während der vergangenen zwei Monate auch nicht. Ansonsten mäandere ich zwischen Schreibtisch, Herd und Garten hin und her. Ich habe kaum Termine, kann Löcher in die Luft gucken und meinen Gedanken folgen; und Newsletter lesen, die einen guten Einfluss auf meine Stimmung haben.
Ich muss mich mit nichts beschäftigen, womit ich mich nicht beschäftigen will. Nun ja, fast. Wenn ich davon absehe, dass ich auf einer Baustelle lebe, mir ein Elektriker fehlt, die Heiztherme abmontiert wurde und Sandberge in meiner Küche wachsen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Tatsache ist: in den vergangenen Wochen habe ich mir mein ideales Leben gestohlen oder, besser, geliehen. Wie ein Abendkleid von Prada oder Dior für den Märchenball. Ich wusste, die Tragedauer ist begrenzt. Nun stelle ich fest: es steht mir hervorragend.
Viele Menschen sagen ja, wenn erstmal dies oder jenes, dann werde ich das tun, wovon ich träume. Meine Mutter träumte immer davon, nach der Verrentung mit ihrem Mann in Kanada zu reisen. Sie starb mit Ende 40 und war nie in Kanada.
Ich finde, jeder Mensch sollte die Möglichkeit haben, ihr oder sein ideales Leben zu leben.
Doch stelle ich in meiner Arbeit immer wieder fest, dass viele (auch junge) Menschen nicht einmal wissen, wie sie sich richtig freuen. Wie ihr „ideales Leben“ sich anfühlen könnte, wissen sie noch viel weniger.
Kennst du dein ideales Leben?
Ich meine damit ein Leben, das in den wesentlichen Bereichen passt wie Maßanzug und Modellkleid. Klar, manchmal kneift es ein bisschen oder der Saum ist zu lang und der Reißverschluss klemmt (Sand in der Küche, eine schwierige Arbeitskollegin, der letzte Zug fällt aus, dein Eis tropft auf die Bluse). Doch das beeinträchtigt den Tragekomfort nicht. Und wenn ich aus Prada und Dior herauswachse, dann kommt das nächst bessere Modell. (Ein ideales Leben darf sich jederzeit ändern).
Ich meine damit ein Leben nicht zum Zeitpunkt X, wenn es kein Hindernis mehr gibt, sondern eines, das jetzt schon passen könnte. Und sei es nur für ein paar Minuten am Tag oder ein paar Stunden in der Woche.
Wir denken ja oft, alles müsste aus einem Guss sein und A folgt auf B und wenn ich nur viele Punkte auf meiner Bucket Liste abhake, dann kommt das große Glück.
Doch so funktioniert es nicht. Nichts sollte auf ein langes Später verschoben werden. Du weißt nie, ob du im Später noch da bist.
Deshalb: ausprobieren! Hineinschmecken, wie es sich anfühlen könnte.
Auch wenn du (noch) keine Idee hast, fang an.
Ein guter Anfang ist: neue Dinge ausprobieren und ein bisschen herumspielen. Spielerisch die Frage bewegen, was könnte hinzukommen, was könnte wegfallen, damit dein Leben ein idealeres Leben wäre?
Warum Spielen?
Spielen ist nicht zweckgerichtet. Ohne Müssen, Ziel und Zeitplan schaut gerne die Kreativität vorbei. Es öffnen sich Türen, von denen du nicht einmal gewusst hast, dass es sie gibt.
Als ich während meiner 10-wöchigen Auszeit zwar einen Plan, aber kein zeitliches Korsett hatte, purzelten die Ideen und Aha Momente. Ich probierte das aus, von dem ich nicht einmal gewusst hatte, dass ich es wollte. Nicht jeden Tag und nicht 24 Stunden am Stück, aber immer wieder und lange genug, ein Gefühl dafür zu entwickeln.
Nebenwirkungen? Nun ja, es kann passieren, dass du im zunehmenden Licht deiner spielerischen Erkenntnis tatsächlich auf den berühmten Satz von Rainer Maria Rilke stößt „Du musst dein Leben ändern“.
Das ist nicht immer bequem. Um das Ballkleid dauerhaft zu behalten, braucht es in den meisten Fällen schon ein bisschen Anstrengung. Neue Ausrichtung. Neue Pläne. Neue Erlaubnis an sich selbst, die alten Vorstellungen über Bord zu werfen. Vielleicht eine vielversprechende Karriere aufgeben. Erwartungen anderer enttäuschen. Etwas in der Art.
Belohnungen?
Nun ja. Persönliche Erfüllung. Freude. Bessere Gesundheit.
Als ich beim Teetrinken im „Eaton Place“ meinem 20-jährigen Patensohn erzählte, dass ich gerade mein ideales Leben lebe, war er total geflasht. Er hatte noch nie einen Menschen diesen Satz sagen hören. Und er wusste genau, was ich meinte.
Der buddhistische Lehrer und Psychologe Chögyam Trungpa Rinpoche schrieb, Menschen in heilenden Berufen müssten in erster Linie dafür sorgen, ein gelingendes Leben zu führen, damit ihre Patient*innen sehen können, Veränderung ist möglich.
Ich glaube, wenn wir uns in diesem Sinne mehr um unser ideales Leben kümmerten, würden wir uns gegenseitig wunderbar inspirieren. Wenn wir uns selbst mehr Raum nehmen, lassen wir auch anderen mehr Raum. Wenn wir selbst zufriedener sind, sind wir generell großzügiger und gelassener. Die Welt um uns herum verändert sich mit uns.
In Deutschland gibt es dafür (noch) kein Konzept. Mein Konzept, das ich unter die Leute bringen möchte: Der Spur der Freude folgen. Freude ist ein Tun-Wort. Sie lässt sich lernen. Ab dem 5. November wieder in einem Auf der Spur der Freude Abenteuer in Form einer Reise, die dich freudig durch die zunehmende Dunkelheit bringt. Eine Station auf der Reise: Spielen und der Kreativität Flügel verleihen (das gehört zum Werbeblock, Cole würde unmerklich nicken, wenn er davon wüsste).
Die Japaner haben ein Konzept. Es nennt sich „Ikigai“, was so viel bedeutet wie: „das, wofür es sich zu leben lohnt“, „Ikigai“ ruht auf 5 Säulen. Eine davon lautet: die Freude an kleinen Dingen entdecken. Der Hirnforscher Ken Mogi hat über „Ikigai“ ein Buch geschrieben. Die Menschen, die nicht an meinem Kurs teilnehmen, sollten dann dieses Buch lesen. Und sich inspirieren lassen. Die erste Säule von „Ikigai“ ist übrigens „Klein anfangen“. Also: lesen und immer wieder ein paar Minuten mit der Idee vom idealen Leben spielen.
Seit ein paar Monaten bin ich Fan von Cole Schafer. Cole Schafer ist ein junger Amerikaner (27), der in Nashville/Tennessee lebt, sich vor nicht allzu langer Zeit einen Hund angeschafft hat (June), und mit einer neuen Liebe (my Girl) sein gebrochenes Herz kleben konnte.
Außerdem ist Cole ein ziemlich guter Autor. Und ein grandioser Selbstvermarkter. Wenn ich seine Briefe lese, bekomme ich Lust aufs Schreiben, weil sie mir gute Laune machen (wenn ich gut gelaunt bin, will ich meistens schreiben). Und was seine Haltung zum Business betrifft: ich habe von ihm zum Beispiel gelernt, dass kostenlose Produkte ihren Preis haben und die Welt das ruhig wissen kann.
Am Ende seines Newsletters „Sticky Notes“ listet Cole, was die Menschen, denen der Brief gefallen hat, für den Autor tun können. Zum Beispiel seine Kurse und Bücher kaufen, seinen Newsletter auf allen erdenklichen sozialen Medien teilen. Oder ihm einen Drink spendieren. Er ist da ganz spezifisch, er möchte einen „Moscow Mule“. (Ich weiß nur deshalb, dass es sich dabei nicht um ein russisches Lasttier, sondern ein Mixgetränk handelt, weil meine Freundin spezielle „Moscow Mule“ Trinkgefäße für ihre Geburtstagparty angeschafft hat).
Tatsächlich überlege ich jedes Mal, wenn ich diesen Werbeabspann von „Sticky Notes“ lese, welches Getränk ich mir wünschen könnte. Seit kurzem kenne ich die Antwort: eine Kanne Tee im „Eaton Place“ in Hamburg. Dort habe ich vor 2 Wochen den feinsten und außergewöhnlichsten Tee meines Lebens getrunken. Der Geschmack liegt mir noch auf der Zunge und sie bittet um Wiederholung.
Cole und ich denken trotz des großen Altersunterschiedes manchmal über die gleichen Dinge nach. Zur Zeit beschäftigt uns beide das ideale Leben. Cole gibt dem die Überschrift „I want to steal Leonard Cohen’s writing routine.”
Cohen, einer meiner größten Säulenheiligen, lebte am Anfang seiner Karriere auf der griechischen Insel Hydra, richtete seine Tage mangels elektrischen Lichts zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang ein und wechselte vom Schreibtisch ins Meer und zurück.
Mir fehlt das Meer und weil Strom in meinem Haus kein Thema ist, war sehr frühes Aufstehen es während der vergangenen zwei Monate auch nicht. Ansonsten mäandere ich zwischen Schreibtisch, Herd und Garten hin und her. Ich habe kaum Termine, kann Löcher in die Luft gucken und meinen Gedanken folgen; und Newsletter lesen, die einen guten Einfluss auf meine Stimmung haben.
Ich muss mich mit nichts beschäftigen, womit ich mich nicht beschäftigen will. Nun ja, fast. Wenn ich davon absehe, dass ich auf einer Baustelle lebe, mir ein Elektriker fehlt, die Heiztherme abmontiert wurde und Sandberge in meiner Küche wachsen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Tatsache ist: in den vergangenen Wochen habe ich mir mein ideales Leben gestohlen oder, besser, geliehen. Wie ein Abendkleid von Prada oder Dior für den Märchenball. Ich wusste, die Tragedauer ist begrenzt. Nun stelle ich fest: es steht mir hervorragend.
Viele Menschen sagen ja, wenn erstmal dies oder jenes, dann werde ich das tun, wovon ich träume. Meine Mutter träumte immer davon, nach der Verrentung mit ihrem Mann in Kanada zu reisen. Sie starb mit Ende 40 und war nie in Kanada.
Ich finde, jeder Mensch sollte die Möglichkeit haben, ihr oder sein ideales Leben zu leben.
Doch stelle ich in meiner Arbeit immer wieder fest, dass viele (auch junge) Menschen nicht einmal wissen, wie sie sich richtig freuen. Wie ihr „ideales Leben“ sich anfühlen könnte, wissen sie noch viel weniger.
Kennst du dein ideales Leben?
Ich meine damit ein Leben, das in den wesentlichen Bereichen passt wie Maßanzug und Modellkleid. Klar, manchmal kneift es ein bisschen oder der Saum ist zu lang und der Reißverschluss klemmt (Sand in der Küche, eine schwierige Arbeitskollegin, der letzte Zug fällt aus, dein Eis tropft auf die Bluse). Doch das beeinträchtigt den Tragekomfort nicht. Und wenn ich aus Prada und Dior herauswachse, dann kommt das nächst bessere Modell. (Ein ideales Leben darf sich jederzeit ändern).
Ich meine damit ein Leben nicht zum Zeitpunkt X, wenn es kein Hindernis mehr gibt, sondern eines, das jetzt schon passen könnte. Und sei es nur für ein paar Minuten am Tag oder ein paar Stunden in der Woche.
Wir denken ja oft, alles müsste aus einem Guss sein und A folgt auf B und wenn ich nur viele Punkte auf meiner Bucket Liste abhake, dann kommt das große Glück.
Doch so funktioniert es nicht. Nichts sollte auf ein langes Später verschoben werden. Du weißt nie, ob du im Später noch da bist.
Deshalb: ausprobieren! Hineinschmecken, wie es sich anfühlen könnte.
Auch wenn du (noch) keine Idee hast, fang an.
Ein guter Anfang ist: neue Dinge ausprobieren und ein bisschen herumspielen. Spielerisch die Frage bewegen, was könnte hinzukommen, was könnte wegfallen, damit dein Leben ein idealeres Leben wäre?
Warum Spielen?
Spielen ist nicht zweckgerichtet. Ohne Müssen, Ziel und Zeitplan schaut gerne die Kreativität vorbei. Es öffnen sich Türen, von denen du nicht einmal gewusst hast, dass es sie gibt.
Als ich während meiner 10-wöchigen Auszeit zwar einen Plan, aber kein zeitliches Korsett hatte, purzelten die Ideen und Aha Momente. Ich probierte das aus, von dem ich nicht einmal gewusst hatte, dass ich es wollte. Nicht jeden Tag und nicht 24 Stunden am Stück, aber immer wieder und lange genug, ein Gefühl dafür zu entwickeln.
Nebenwirkungen? Nun ja, es kann passieren, dass du im zunehmenden Licht deiner spielerischen Erkenntnis tatsächlich auf den berühmten Satz von Rainer Maria Rilke stößt „Du musst dein Leben ändern“.
Das ist nicht immer bequem. Um das Ballkleid dauerhaft zu behalten, braucht es in den meisten Fällen schon ein bisschen Anstrengung. Neue Ausrichtung. Neue Pläne. Neue Erlaubnis an sich selbst, die alten Vorstellungen über Bord zu werfen. Vielleicht eine vielversprechende Karriere aufgeben. Erwartungen anderer enttäuschen. Etwas in der Art.
Belohnungen?
Nun ja. Persönliche Erfüllung. Freude. Bessere Gesundheit.
Als ich beim Teetrinken im „Eaton Place“ meinem 20-jährigen Patensohn erzählte, dass ich gerade mein ideales Leben lebe, war er total geflasht. Er hatte noch nie einen Menschen diesen Satz sagen hören. Und er wusste genau, was ich meinte.
Der buddhistische Lehrer und Psychologe Chögyam Trungpa Rinpoche schrieb, Menschen in heilenden Berufen müssten in erster Linie dafür sorgen, ein gelingendes Leben zu führen, damit ihre Patient*innen sehen können, Veränderung ist möglich.
Ich glaube, wenn wir uns in diesem Sinne mehr um unser ideales Leben kümmerten, würden wir uns gegenseitig wunderbar inspirieren. Wenn wir uns selbst mehr Raum nehmen, lassen wir auch anderen mehr Raum. Wenn wir selbst zufriedener sind, sind wir generell großzügiger und gelassener. Die Welt um uns herum verändert sich mit uns.
In Deutschland gibt es dafür (noch) kein Konzept. Mein Konzept, das ich unter die Leute bringen möchte: Der Spur der Freude folgen. Freude ist ein Tun-Wort. Sie lässt sich lernen. Ab dem 5. November wieder in einem Auf der Spur der Freude Abenteuer in Form einer Reise, die dich freudig durch die zunehmende Dunkelheit bringt. Eine Station auf der Reise: Spielen und der Kreativität Flügel verleihen (das gehört zum Werbeblock, Cole würde unmerklich nicken, wenn er davon wüsste).
Die Japaner haben ein Konzept. Es nennt sich „Ikigai“, was so viel bedeutet wie: „das, wofür es sich zu leben lohnt“, „Ikigai“ ruht auf 5 Säulen. Eine davon lautet: die Freude an kleinen Dingen entdecken. Der Hirnforscher Ken Mogi hat über „Ikigai“ ein Buch geschrieben. Die Menschen, die nicht an meinem Kurs teilnehmen, sollten dann dieses Buch lesen. Und sich inspirieren lassen. Die erste Säule von „Ikigai“ ist übrigens „Klein anfangen“. Also: lesen und immer wieder ein paar Minuten mit der Idee vom idealen Leben spielen.
Herzliche Grüße
Eva Scheller