In meinem Regal stehen zwei Bücher von Dr. Rangan Chatterjee. Chatterjee ist der Rockstar unter den britischen Hausärzten. Er hat sich nicht weniger vorgenommen, als das öffentliche Gesundheitswesen seines Heimatlands zu revolutionieren. Ich glaube, das ist ihm bereits teilweise gelungen.
Auch wenn er sich nicht so nennt, Chatterjee ist ein holistischer Arzt. Also einer, der mit dem ganzen Menschen und dessen Lebensumständen in Beziehung geht. Auf den Rezeptzettel schreibt er meist keine Pillen, sondern das Einüben neuer Gewohnheiten. Damit die Hürden nicht so groß ist, sind die neuen Gewohnheiten sehr klein. Ich nenne sie deshalb Mikrogewohnheiten.
Besonders schön an seinem jüngsten Buch „Feel Great Loose Weight“ finde ich die Überschrift der Einleitung: „You Have Entered A No-Blame Zone“ (Sie haben einen vorwurfsfreien Raum betreten).
Wenn wir anfangen, Verantwortung für uns selbst und die Gestaltung unseres Lebens zu übernehmen, gehört zu den ersten Schritten, die Selbstvorwürfe sanft vor die Tür zu setzen. Sich einen vorwurfsfreien Raum zu schaffen. Chatterjee schlägt vor, sich täglich mindestens 3 freundliche Dinge zu sagen.
Befreit von den Hätte und Sollte lässt sich schon mal anders atmen und schauen. Anders zu atmen und zu schauen ergibt neue Perspektiven. Neue Perspektiven ergeben neue Handlungsmöglichkeiten. Neue Handlungen ergeben andere Lebensumstände.
Wenn die Menschen an einer einzigen Stellschraube drehen und eine Kleinigkeit in ihren Tagesabläufen ändern, ergibt sich früher oder später ein Dominoeffekt. Das hat Chatterjee tausendfach in seiner Praxis beobachtet. Ein Stein wird angestoßen, Stück für Stück fallen andere Steine an ihren Platz. Oder, auch ein schönes Bild, ein Stein wird ins Wasser geworfen und die Wellen breiten sich über eine weite Fläche aus.
Eine meiner Lieblingsfallstudien ist die Geschichte einer übergewichtigen Frau, deren Leben zwischen Arbeit und abendlicher Versorgung der pflegebedürftigen Eltern eingeklemmt ist. Ich stelle mir vor, wie sie mir in der Praxis gegenübersitzt und ich innerlich Schnappatmung bekomme, wenn sie mir ihr zeitliches Korsett schildert.
Wir selber sind für uns manchmal Fälle purer Aussichtslosigkeit zwischen all den Lebenstatsachen. Wo soll da eine Veränderung herkommen?
Diese Frau also ernährt sich von mikrowellenerwärmten Fertiggerichten und Schinkenbrötchen aus der Bäckerei. Die Idee, am Abend für sich und die Eltern ein frisches Essen zu kochen, verursacht bei ihr ein Augenrollen.
Was sagt Dr. Chatterjee nach einer Analyse ihrer Lebensumstände?
„Priorisieren Sie Ihren Schlaf.“
Das fasziniert mich am meisten, dass die Rezepte, die Chatterjee verschreibt, keine lineare Antwort auf „das Problem“ sind. Gesucht wird: die am besten passende Stellschraube.
Schlaf priorisieren heißt in diesem Fall nicht, früher ins Bett zu gehen. Sondern das Morgenlicht vor neun Uhr einzufangen. Denn: bereits am Morgen setzen wir die hormonelle Basis für unsere Schlafqualität. (Außerdem zeigen Studien einen direkten Zusammenhang vom Aufenthalt im Tageslicht zwischen sechs und neun Uhr morgens und Gewichtsverlust).
Die Patientin trinkt also manchmal ihren Morgenkaffee vor der Haustür, manchmal steigt sie früher aus dem Bus. So bekommt sie die verschriebenen zehn bis zwanzig Minuten Licht. Außerdem verzichtet sie ab Mittag auf Kaffee und lässt ihr Smartphone vor der Schlafzimmertür. Folge: ihr Schlaf verbessert sich. Sie hat mehr Energie. Sie geht öfter zu Fuß. Ihr Hunger auf Süßes reduziert sich. Sie wird emotional ausgeglichener und kommt mit ihren Arbeitskolleg*innen besser zurecht. Die Arbeit stresst sie weniger. Nach ein paar Wochen fängt sie an, abends für sich und ihre Eltern zu kochen.
In meinen Worten: diese Patientin hat ihren Bezugsrahmen geändert und dadurch Raum für neue Handlungsmöglichkeiten gefunden. Was im sehr Kleinen begann, brachte ein Großes an Freiraum und Lebensqualität.
Ich erzähle diese Geschichte, weil wir so oft auf eine Lösung warten, bevor wir überhaupt etwas unternehmen. Natürlich ist es gut, erstmal die Gebrauchsanweisung für das neue Regal sorgfältig durchzulesen, bevor wir es aufbauen. Aber fürs Leben gibt es keine standardisierte Gebrauchsanweisung, die uns sagt: „Verbinde A mit B und fixiere das Ganze mit C.“
Ich weiß gar nicht, ob ich überhaupt schon mal erfolgreich einer linearen Ausrichtung gefolgt bin. Ja, ich habe studiert, Examen gemacht und mir den ersten Job gesucht. Das ist schon eine ziemlich lineare Ausrichtung. Möglicherweise ist das Anfangsgleis, auf das wir uns setzen, von dem Gedanken, A mit B zu verbinden, damit C herauskommt, getragen.
Nur habe ich aus meiner Arbeit mit meinen Klient*innen den Eindruck (und weiß aus eigener Erfahrung), das erste Gleis ist meist nicht das, auf dem wir immer weiter fahren wollen.
Ich habe mich über Jahre hinweg ziemlich unlinear von einer in der Business Class durch Europa fliegenden Karrierejuristin, die manchmal nicht mehr wusste, in welcher Stadt sie sich befand, in eine Heilpraktikerin mit traumatherapeutischem Schwerpunkt verwandelt. Das war kein linearer, sondern ein Schritt für Schritt Prozess mit Kreisen und Seitenwegen. Das Umstoßen des ersten Steins hat mich zu überraschenden Resultaten geführt.
Tatsächlich war ich die Königin des Wandels. Doch schließlich kam auch ich zu einem Punkt, an dem ich in meiner Arbeit perfekt aufgestellt und trotzdem unzufrieden war. Ich fühlte mich blockiert. Ich versuchte, die Blockade zu lösen. Ich gewann einen Haufen neuer Einsichten.
Die Blockade blieb. Die Fragen ebenfalls. Womit will ich mein Bankkonto in Zukunft auffüllen? Wie leiste ich einen Beitrag, damit die Welt ein noch besserer Ort wird UND ich mich gut dabei fühle?
Irgendwann dachte ich: ich will nur noch das tun, was mir Spaß macht.
Das ist kein Business Plan und füllt auch kein Bankkonto. Doch war es der Augenblick, in dem ich sozusagen begann, das Morgenlicht einzufangen. Ich änderte meinen Bezugsrahmen. Ich erlaubte mir zu spielen, ohne auf eine Lösung zu schielen. Heraus kamen die Freitagsbriefe. Heraus kam mein Online Kurs auf der Spur der Freude. Heraus wird noch mehr kommen, ich bin noch nicht am Ende mit dem Neuentdecken.
Ich möchte jede und jeden, die und der über Veränderung nachdenkt, einladen, die Stellschraube zu finden, mit der sie/er das Morgenlicht einfangen kann. Es geht nicht um die Lösung und das Resultat. Sondern um den Anfang und eine neue Mikrogewohnheit in der inneren Ausrichtung.. Der Anfang liegt meist unverhofft als loser Faden herum und lädt zum Spielen ein.
Die beste Idee ist immer, dem nächsten freudigen Impuls zu folgen. In meiner Auf der Spur der Freude Herbstreise, die am 4. November beginnt, wimmelt es nur so von freudigen Impulsen. Wenn du dich davon inspirieren lassen möchtest, findest du hier weitere Informationen.
Ein kleines 1×1
Stell dir vor, durch die
Wand, gegen die du immer wieder
rennst,
rinnen täglich zwei Tropfen.
Was glaubst du, wie
lange würde es dauern,
bis das Wasser die Wand sprengt?
Stell dir vor, du bekommst
täglich für zwei Minuten zu fassen
Ruhe, Glück, Freude,
Geborgenheit, was immer dich nährt.
Was glaubst du, wie
lange würde es dauern,
bis ein Mantel aus guten Gefühlen
dich trägt?
Das ideale Leben folgt einer Exponentialkurve.
Aber anfangen:
musst du.
Herzliche Grüße
Eva Scheller
In meinem Regal stehen zwei Bücher von Dr. Rangan Chatterjee. Chatterjee ist der Rockstar unter den britischen Hausärzten. Er hat sich nicht weniger vorgenommen, als das öffentliche Gesundheitswesen seines Heimatlands zu revolutionieren. Ich glaube, das ist ihm bereits teilweise gelungen.
Auch wenn er sich nicht so nennt, Chatterjee ist ein holistischer Arzt. Also einer, der mit dem ganzen Menschen und dessen Lebensumständen in Beziehung geht. Auf den Rezeptzettel schreibt er meist keine Pillen, sondern das Einüben neuer Gewohnheiten. Damit die Hürden nicht so groß ist, sind die neuen Gewohnheiten sehr klein. Ich nenne sie deshalb Mikrogewohnheiten.
Besonders schön an seinem jüngsten Buch „Feel Great Loose Weight“ finde ich die Überschrift der Einleitung: „You Have Entered A No-Blame Zone“ (Sie haben einen vorwurfsfreien Raum betreten).
Wenn wir anfangen, Verantwortung für uns selbst und die Gestaltung unseres Lebens zu übernehmen, gehört zu den ersten Schritten, die Selbstvorwürfe sanft vor die Tür zu setzen. Sich einen vorwurfsfreien Raum zu schaffen. Chatterjee schlägt vor, sich täglich mindestens 3 freundliche Dinge zu sagen.
Befreit von den Hätte und Sollte lässt sich schon mal anders atmen und schauen. Anders zu atmen und zu schauen ergibt neue Perspektiven. Neue Perspektiven ergeben neue Handlungsmöglichkeiten. Neue Handlungen ergeben andere Lebensumstände.
Wenn die Menschen an einer einzigen Stellschraube drehen und eine Kleinigkeit in ihren Tagesabläufen ändern, ergibt sich früher oder später ein Dominoeffekt. Das hat Chatterjee tausendfach in seiner Praxis beobachtet. Ein Stein wird angestoßen, Stück für Stück fallen andere Steine an ihren Platz. Oder, auch ein schönes Bild, ein Stein wird ins Wasser geworfen und die Wellen breiten sich über eine weite Fläche aus.
Eine meiner Lieblingsfallstudien ist die Geschichte einer übergewichtigen Frau, deren Leben zwischen Arbeit und abendlicher Versorgung der pflegebedürftigen Eltern eingeklemmt ist. Ich stelle mir vor, wie sie mir in der Praxis gegenübersitzt und ich innerlich Schnappatmung bekomme, wenn sie mir ihr zeitliches Korsett schildert.
Wir selber sind für uns manchmal Fälle purer Aussichtslosigkeit zwischen all den Lebenstatsachen. Wo soll da eine Veränderung herkommen?
Diese Frau also ernährt sich von mikrowellenerwärmten Fertiggerichten und Schinkenbrötchen aus der Bäckerei. Die Idee, am Abend für sich und die Eltern ein frisches Essen zu kochen, verursacht bei ihr ein Augenrollen.
Was sagt Dr. Chatterjee nach einer Analyse ihrer Lebensumstände?
„Priorisieren Sie Ihren Schlaf.“
Das fasziniert mich am meisten, dass die Rezepte, die Chatterjee verschreibt, keine lineare Antwort auf „das Problem“ sind. Gesucht wird: die am besten passende Stellschraube.
Schlaf priorisieren heißt in diesem Fall nicht, früher ins Bett zu gehen. Sondern das Morgenlicht vor neun Uhr einzufangen. Denn: bereits am Morgen setzen wir die hormonelle Basis für unsere Schlafqualität. (Außerdem zeigen Studien einen direkten Zusammenhang vom Aufenthalt im Tageslicht zwischen sechs und neun Uhr morgens und Gewichtsverlust).
Die Patientin trinkt also manchmal ihren Morgenkaffee vor der Haustür, manchmal steigt sie früher aus dem Bus. So bekommt sie die verschriebenen zehn bis zwanzig Minuten Licht. Außerdem verzichtet sie ab Mittag auf Kaffee und lässt ihr Smartphone vor der Schlafzimmertür. Folge: ihr Schlaf verbessert sich. Sie hat mehr Energie. Sie geht öfter zu Fuß. Ihr Hunger auf Süßes reduziert sich. Sie wird emotional ausgeglichener und kommt mit ihren Arbeitskolleg*innen besser zurecht. Die Arbeit stresst sie weniger. Nach ein paar Wochen fängt sie an, abends für sich und ihre Eltern zu kochen.
In meinen Worten: diese Patientin hat ihren Bezugsrahmen geändert und dadurch Raum für neue Handlungsmöglichkeiten gefunden. Was im sehr Kleinen begann, brachte ein Großes an Freiraum und Lebensqualität.
Ich erzähle diese Geschichte, weil wir so oft auf eine Lösung warten, bevor wir überhaupt etwas unternehmen. Natürlich ist es gut, erstmal die Gebrauchsanweisung für das neue Regal sorgfältig durchzulesen, bevor wir es aufbauen. Aber fürs Leben gibt es keine standardisierte Gebrauchsanweisung, die uns sagt: „Verbinde A mit B und fixiere das Ganze mit C.“
Ich weiß gar nicht, ob ich überhaupt schon mal erfolgreich einer linearen Ausrichtung gefolgt bin. Ja, ich habe studiert, Examen gemacht und mir den ersten Job gesucht. Das ist schon eine ziemlich lineare Ausrichtung. Möglicherweise ist das Anfangsgleis, auf das wir uns setzen, von dem Gedanken, A mit B zu verbinden, damit C herauskommt, getragen.
Nur habe ich aus meiner Arbeit mit meinen Klient*innen den Eindruck (und weiß aus eigener Erfahrung), das erste Gleis ist meist nicht das, auf dem wir immer weiter fahren wollen.
Ich habe mich über Jahre hinweg ziemlich unlinear von einer in der Business Class durch Europa fliegenden Karrierejuristin, die manchmal nicht mehr wusste, in welcher Stadt sie sich befand, in eine Heilpraktikerin mit traumatherapeutischem Schwerpunkt verwandelt. Das war kein linearer, sondern ein Schritt für Schritt Prozess mit Kreisen und Seitenwegen. Das Umstoßen des ersten Steins hat mich zu überraschenden Resultaten geführt.
Tatsächlich war ich die Königin des Wandels. Doch schließlich kam auch ich zu einem Punkt, an dem ich in meiner Arbeit perfekt aufgestellt und trotzdem unzufrieden war. Ich fühlte mich blockiert. Ich versuchte, die Blockade zu lösen. Ich gewann einen Haufen neuer Einsichten.
Die Blockade blieb. Die Fragen ebenfalls. Womit will ich mein Bankkonto in Zukunft auffüllen? Wie leiste ich einen Beitrag, damit die Welt ein noch besserer Ort wird UND ich mich gut dabei fühle?
Irgendwann dachte ich: ich will nur noch das tun, was mir Spaß macht.
Das ist kein Business Plan und füllt auch kein Bankkonto. Doch war es der Augenblick, in dem ich sozusagen begann, das Morgenlicht einzufangen. Ich änderte meinen Bezugsrahmen. Ich erlaubte mir zu spielen, ohne auf eine Lösung zu schielen. Heraus kamen die Freitagsbriefe. Heraus kam mein Online Kurs auf der Spur der Freude. Heraus wird noch mehr kommen, ich bin noch nicht am Ende mit dem Neuentdecken.
Ich möchte jede und jeden, die und der über Veränderung nachdenkt, einladen, die Stellschraube zu finden, mit der sie/er das Morgenlicht einfangen kann. Es geht nicht um die Lösung und das Resultat. Sondern um den Anfang und eine neue Mikrogewohnheit in der inneren Ausrichtung.. Der Anfang liegt meist unverhofft als loser Faden herum und lädt zum Spielen ein.
Die beste Idee ist immer, dem nächsten freudigen Impuls zu folgen. In meiner Auf der Spur der Freude Herbstreise, die am 4. November beginnt, wimmelt es nur so von freudigen Impulsen. Wenn du dich davon inspirieren lassen möchtest, findest du hier weitere Informationen.
Ein kleines 1×1