Neulich in der Schlange vor dem Testzentrum. So habe ich mir das nicht vorgestellt. Es dauert. Ich habe mein Buch auf dem Küchentisch liegen lassen. Es könnte bald regnen. Es bewegt sich – nichts.
Hinter mir 5 Menschen. Es wird lauter. Sie reden sich in Rage. Nein, ich glaube, das stimmt nicht. Sie müssen sich nicht in Rage reden. Ich stelle mir vor, sie schlagen morgens die Augen auf und finden einen Anlass, in den Kampfmodus zu gehen.
Ich rätsele über die Metapher, die den Hintern einer Katze bemüht, um die Sinnlosigkeit eines Covid 19 Tests zu beschreiben. Ist das tatsächlich eine Metapher? Oder ein Vergleich?
Ich gehe innerhalb der schmalen Absperrung von links nach rechts und zurück und versuche herauszufinden, ob mein neuer Schrittzähler funktioniert. Ich schicke den Menschen hinter mir Metta. Ich beobachte mich. Keine automatische Angst- oder Fluchtreaktion. Keine Kontraktion. Sollte ich was sagen? Müsste ich was sagen? Was könnte ich sagen?
Ich stelle fest, ich finde es in Ordnung, nichts zu sagen. Ich schicke mir selbst Metta. Die Schlange rückt nach vorne.
Später im Starkregen – Schritttempo – fällt mir ein. Ich hätte ihnen erzählen sollen, wie ich kurz vorher aus der Ferne große Vögel auf einer Wiese lagern sah. Wie ich extra langsam fuhr, um vielleicht einen Blick durch die dicke Hecke zu erhaschen. Wie plötzlich diese Vögel tief über mich und meinen Wagen flogen. Wie sie sich auf der anderen Straßenseite niederließen. Immer noch ganz nah.
7 Störche! SIEBEN Störche.
7 Brüder. 7 Jungfrauen. 7 Zwerge. Eine ganze Sagenwelt tut sich auf. Steht Kalif Storch jetzt auf einer weitläufigen Wiese im Altmarkkreis?
Ich habe mich ganz feierlich gefühlt ihrem Anblick. Ich hätte am liebsten den Wagen verlassen. Ich hätte mich gerne zu ihnen gesellt.
Erinnern Sie sich an die 2 Welten des Prajapati aus dem Blogbeitrag vom 6.8.21?
Wie kommen die Menschen, die in der aus Angst, Trauer und Einsamkeit geborenen Welt leben, in die Welt der Fülle?
Michael Meade, der mir schon viele Geschichten geschenkt hat, wuchs in den 50ziger und 60ziger Jahren in der Bronx/New York in einem Haushalt ohne Bücher auf. Seinen Geburtstagswunsch nach einem Geschichtsbuch erfüllte die unerfahrene Tante mit einer Ausgabe „Griechische Mythologie“. Als Meade von Mitgliedern einer rivalisierenden Straßengang gestellt wurde, die ihre Messer zückten, fing er an zu reden. Er hörte nicht auf, eine Geschichte zu erzählen, bis er unverletzt abziehen konnte. Seit 60 Jahren erzählt er nun Geschichten.
Ich frage mich immer wieder, in welcher Weise dies Erlebnis in den Leben der Angreifer nachwirkte.
Märchen erzählen von der Welt der Fülle.
Musik erzählt von der Welt der Fülle.
Kunst erzählt von der Welt der Fülle.
Jegliche Form von Kreativität weist auf etwas, das jenseits von Spaltung und Hass liegt.
Jedes Leben kann die Welt der Fülle in unser Bewusstsein bringen. Für ein paar Minuten. Oder für eine Filmlänge.
„Gott existiert. Ihr Name ist Petrunya.“ Dieser bei der Berlinale 2019 ausgezeichnete Film der mazedonischen Regisseurin Teona Strugar Mitevska erzählt von einer, die aus der Welt der Kontraktion buchstäblich sprang.
Der Film zeigt auch, in welchen Käfigen die wohnen, die sich fürchten.
Petrunya, eine studierte Frau, die keinen Job findet und mit 32 Jahren bei den Eltern wohnt. Am Hl. Dreikönigtag tauchen ausschließlich Männer nach einem Kreuz, das der orthodoxe Priester am Ende einer Zeremonie in den Fluss wirft. Das Kreuz soll demjenigen, der es findet, im kommenden Jahr Glück und Wohlstand bringen.
Petrunya betrachtet das Treiben. Und springt.
Als sie mit dem Kreuz wieder auftaucht, bleibt kaum ein Stein auf dem anderen in ihrer kleinen, wenig freundlichen Welt.
Am Ende des Films ist Schnee gefallen. Ein paar frische Spuren weisen einen Weg, der noch nie vorher in dieser Weise beschritten worden ist.
Jedes Leben ist ein Weg, der noch nie vorher in dieser Weise beschritten worden ist. Ich glaube, wir vergessen das immer wieder, wenn wir nach Referenzen suchen, nach Garantien und nach Sicherheit. Im Zen gibt es den Ausdruck vom pfadlosen Pfad.
Die große Frage: kann ich mich einlassen aufs Nichtwissen. Kann ich mich einlassen aufs Regelnsprengen, wenn die Tür der Konvention die Aufschrift „Kein Durchgang“ trägt. Kann ich mein Leben aus den Sackgassen hinaus manövrieren, in die ich immer wieder hineingerate.
Ich experimentiere gerade mit Fülle und Großzügigkeit. Ich habe mir 10 Wochen Freiraum geschaffen, um an einem Buchprojekt zu arbeiten. Die 7 Störche nehme ich als Boten eines neuen Beginnens. Und Petrunya ist meine Heldin einer Welt voll Großzügigkeit und Fülle.
Hinter mir 5 Menschen. Es wird lauter. Sie reden sich in Rage. Nein, ich glaube, das stimmt nicht. Sie müssen sich nicht in Rage reden. Ich stelle mir vor, sie schlagen morgens die Augen auf und finden einen Anlass, in den Kampfmodus zu gehen.
Ich rätsele über die Metapher, die den Hintern einer Katze bemüht, um die Sinnlosigkeit eines Covid 19 Tests zu beschreiben. Ist das tatsächlich eine Metapher? Oder ein Vergleich?
Ich gehe innerhalb der schmalen Absperrung von links nach rechts und zurück und versuche herauszufinden, ob mein neuer Schrittzähler funktioniert. Ich schicke den Menschen hinter mir Metta. Ich beobachte mich. Keine automatische Angst- oder Fluchtreaktion. Keine Kontraktion. Sollte ich was sagen? Müsste ich was sagen? Was könnte ich sagen?
Ich stelle fest, ich finde es in Ordnung, nichts zu sagen. Ich schicke mir selbst Metta. Die Schlange rückt nach vorne.
Später im Starkregen – Schritttempo – fällt mir ein. Ich hätte ihnen erzählen sollen, wie ich kurz vorher aus der Ferne große Vögel auf einer Wiese lagern sah. Wie ich extra langsam fuhr, um vielleicht einen Blick durch die dicke Hecke zu erhaschen. Wie plötzlich diese Vögel tief über mich und meinen Wagen flogen. Wie sie sich auf der anderen Straßenseite niederließen. Immer noch ganz nah.
7 Störche! SIEBEN Störche.
7 Brüder. 7 Jungfrauen. 7 Zwerge. Eine ganze Sagenwelt tut sich auf. Steht Kalif Storch jetzt auf einer weitläufigen Wiese im Altmarkkreis?
Ich habe mich ganz feierlich gefühlt ihrem Anblick. Ich hätte am liebsten den Wagen verlassen. Ich hätte mich gerne zu ihnen gesellt.
Erinnern Sie sich an die 2 Welten des Prajapati aus dem Blogbeitrag vom 6.8.21?
Wie kommen die Menschen, die in der aus Angst, Trauer und Einsamkeit geborenen Welt leben, in die Welt der Fülle?
Michael Meade, der mir schon viele Geschichten geschenkt hat, wuchs in den 50ziger und 60ziger Jahren in der Bronx/New York in einem Haushalt ohne Bücher auf. Seinen Geburtstagswunsch nach einem Geschichtsbuch erfüllte die unerfahrene Tante mit einer Ausgabe „Griechische Mythologie“. Als Meade von Mitgliedern einer rivalisierenden Straßengang gestellt wurde, die ihre Messer zückten, fing er an zu reden. Er hörte nicht auf, eine Geschichte zu erzählen, bis er unverletzt abziehen konnte. Seit 60 Jahren erzählt er nun Geschichten.
Ich frage mich immer wieder, in welcher Weise dies Erlebnis in den Leben der Angreifer nachwirkte.
Musik erzählt von der Welt der Fülle.
Kunst erzählt von der Welt der Fülle.
Jegliche Form von Kreativität weist auf etwas, das jenseits von Spaltung und Hass liegt.
Jedes Leben kann die Welt der Fülle in unser Bewusstsein bringen. Für ein paar Minuten. Oder für eine Filmlänge.
„Gott existiert. Ihr Name ist Petrunya.“ Dieser bei der Berlinale 2019 ausgezeichnete Film der mazedonischen Regisseurin Teona Strugar Mitevska erzählt von einer, die aus der Welt der Kontraktion buchstäblich sprang.
Der Film zeigt auch, in welchen Käfigen die wohnen, die sich fürchten.
Petrunya, eine studierte Frau, die keinen Job findet und mit 32 Jahren bei den Eltern wohnt. Am Hl. Dreikönigtag tauchen ausschließlich Männer nach einem Kreuz, das der orthodoxe Priester am Ende einer Zeremonie in den Fluss wirft. Das Kreuz soll demjenigen, der es findet, im kommenden Jahr Glück und Wohlstand bringen.
Petrunya betrachtet das Treiben. Und springt.
Als sie mit dem Kreuz wieder auftaucht, bleibt kaum ein Stein auf dem anderen in ihrer kleinen, wenig freundlichen Welt.
Am Ende des Films ist Schnee gefallen. Ein paar frische Spuren weisen einen Weg, der noch nie vorher in dieser Weise beschritten worden ist.
Jedes Leben ist ein Weg, der noch nie vorher in dieser Weise beschritten worden ist. Ich glaube, wir vergessen das immer wieder, wenn wir nach Referenzen suchen, nach Garantien und nach Sicherheit. Im Zen gibt es den Ausdruck vom pfadlosen Pfad.
Die große Frage: kann ich mich einlassen aufs Nichtwissen. Kann ich mich einlassen aufs Regelnsprengen, wenn die Tür der Konvention die Aufschrift „Kein Durchgang“ trägt. Kann ich mein Leben aus den Sackgassen hinaus manövrieren, in die ich immer wieder hineingerate.
Ich experimentiere gerade mit Fülle und Großzügigkeit. Ich habe mir 10 Wochen Freiraum geschaffen, um an einem Buchprojekt zu arbeiten. Die 7 Störche nehme ich als Boten eines neuen Beginnens. Und Petrunya ist meine Heldin einer Welt voll Großzügigkeit und Fülle.
Ich nehme mir vor, öfter mal zu springen.