Anstiftung zur Freude #114      

Freude ist eine Blume. Blumen zu kultivieren ist schön, aber nicht überlebenswichtig, meinen viele Menschen, und dass sie keine Zeit für die Freude haben.

Letztens teilte ich bei einer Konferenz meine Vision eines Freudekonzepts und lud Menschen ein, sich vorzustellen, dass es im Leben nur um Freude ginge. Sich vorzustellen, dass wir alle Freude leben und verbreiten sollen, weil wir Freude am besten können. Babys sind freudige Wesen, an ihnen können wir sehen, Freude gehört zu unserer Grundausstattung. Alles andere müssen wir jahrelang mühsam lernen. Die Freude nicht.

Manche Menschen lächelten bei dieser Vorstellung. Eine teilnehmende Person sagte: Mein Bruder ist vor ein paar Wochen gestorben, da soll ich mich freuen?

Das ist auch so eine Idee, die es verhindert, sich der Freude zuzuwenden: dass es ein Entweder-Oder gibt. Freude ist sowohl als auch.

Freude ist eine innere Haltung, unabhängig von den äußeren Umständen. Es gibt Phasen tiefer Trauer und großen Schmerzes, in denen Freude sich nicht fühlen lässt oder sogar frivol scheint. Dennoch ist sie Ecken und Winkeln unseres Alltags stets vorhanden.

Wie oft schon habe ich auf Beerdigungen mit anderen Trauernden Tränen über den Verlust und Lachen bei den schönen Erinnerungen an den Menschen, den wir verabschieden mussten, geteilt.

Freude macht physiologisch Sinn. Gerade in schwierigen Zeiten. Sie beruhigt unser autonomes Nervensystem. Der Körper reduziert Stresshormone und schüttet Bindungshormone aus, wir entspannen uns, die die Selbstbeziehung und die Beziehung zu anderen wird gestärkt.

Freude als Haltung lässt sich immer üben, wir können jeden Tag einen Strauß von Freudeblumen zusammenstellen. Das ist für Ungeübte einfacher in Phasen, in denen das Leben sich relativ leicht anfühlt. Je mehr wir unser Gehirn darauf trainieren, die kleinsten Freudefunken zu sehen, desto größer wird unsere Resilienz in Belastungszeiten.

Manchmal besteht der Freudestrauß halt nur aus einem Gänseblümchen oder einer Knospe des Kleinblütigen Knopfkrauts. In anderen Zeiten ist er voller Rosen. Von der Erinnerungen an üppige Sträuße können wir (bzw. unsere Gehirne) in mageren Zeiten zehren. Deshalb ist es hilfreich, Freudepunkte aufzuschreiben.

Das ist meine Anstiftung für diese Woche: Finde jeden Tag Gelegenheit, einen oder mehrere Freudepunkte aufzuschreiben. Das muss nichts Spektakuläres sein. Ein Sonnenstrahl, der durch die Wolken dringt; ein gelbes Blatt, das vor dem Fenster vorbeitrudelt, der Duft des Kaffees am Morgen, ein weiches Kopfkissen.

Schreib in den Kommentar, was du gefunden hast!

PS: Wenn dich meine Anstiftung zur Freude inspiriert oder dir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat, und du etwas zurückgeben möchtest: lade mich auf einen Kaffee ein über meine virtuelle Kaffeekasse hier. Danke! #freundlicheökonomie

#AnstiftungzurFreude – kannst du abonnieren. Wöchentlich kostenfrei. Freude ist der am stärksten unterschätzte Resilienz Faktor. Freude können wir nie genug haben. Abonniere sie hier!

Comments (2)

  1. Gerade noch in eine anstrengende frustrierende Diskussion verstrickt, tut es sehr wohl, sich vor dem Schlafengehen noch an ein paar Freudemomente zu erinnern. Das Rotkehlchen vor dem Fenster, der jugendliche Bussard auf dem Dach, der Sonnenschein ab und zu. Der „Wolken-Fernseher“. Heute sehr dynamisch in den Herbstwinden, ein schnell wechselndes Formen und Farbenspiel. Ja, und der Kaffee heute morgen war besondes lecker!

    • Ach wie schön, liebe Eva. Ich hoffe, du konntest dann gut schlafen. Das ist nach frustrierenden Diskussionen oft eher schwierig. Freude kann also auch eine Schlafhilfe sein! Herzliche Grüße Eva

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