Vor längerer Zeit unterhielt ich mich mit einer Klientin darüber, dass sie ein Dankbarkeitstagebuch führt. Ich habe mich natürlich gefreut, bis sich herausstellte, sie betrachtete die „3 Dinge, für die ich dankbar bin“ Übung als einen Punkt ihrer To-Do-Liste, den sie abhakte, ohne innezuhalten oder Dankbarkeit zu empfinden.
Ich stelle fest, ich habe ein positives Vorurteil. Ich gehe grundsätzlich davon aus, dass Menschen die Dankbarkeit , Yoga, Meditation und ähnliches üben, ihre Selbstbeziehung vertiefen, reflektierter werden, deshalb die Welt anders zu sehen beginnen und nach und nach dem Leben gegenüber flexibler sind.
In vielen Fällen, das zeigt mir die Erfahrung, trifft diese Annahme allerdings nicht zu. Die Menschen führen zwar eine spirituelle Praxis aus, nehmen das jedoch nicht persönlich. Sie tun etwas anderes, ohne die Mühe auf sich zu nehmen, eine wirklich andere Person zu werden.
Micheal Meade schreibt in seinem Buch „Fate and Destiny“:
„Beim Erwachen geht es nicht um „Selbst-Verbesserung“ oder schlicht eine Statusveränderung. Sein Schicksal zu verändern bedeutet, zu einer anderen Weise des Sehens und Seins zu erwachen. Nicht nur Dinge anders zu tun, sondern eine andere Person zu werden, die sowohl im Innen wachsamer ist, als auch im Außen aufmerksamer für das Geheimnis des Lebens. Der Sinn der Veränderung ist es, ein*e ander*e zu werden, die oder der andere, die oder der schon die ganze Zeit in uns verborgen war. Um eine solche Veränderung möglich zu machen, müssen die Menschen die Vorstellung darüber, wer sie glauben zu sein, hinter sich lassen. Das gewohnheitsmäßige Selbst hinter sich zu lassen stellt sich als eine der größten Schwierigkeiten im Leben heraus. Wenndem nicht so wäre, würden viel mehr Menschen den üblichen Fallen entfliehen, die das Leben klein und selbstbeschränkend sein lassen“.
Im Anschluss an diese Zeilen erzählt Meade von einem Trick, den Affenfänger anwenden, um die schlauen und schnellen Tiere zu überlisten. Sie höhlen eine Kokosnuss aus, schlagen ein kleines Loch hinein, platzieren eine duftende Frucht darin und befestigen die Nuss am Boden. Der neugierige Affe, der den Duft der Nahrung riecht und seine Hand in die Kokosnuss steckt, bekommt die Hand nicht mehr heraus und ist gefangen. Dabei bräuchte er nur das Fruchtstück loszulassen, um sich zu befreien. In den wenigsten Fällen ist er bereit, dies zu tun. Seine Freiheit opfert er der Chance auf einen Genuss, den er nie erlangen wird.
Ich bin in meinem Leben vielen Menschen begegnet, die an ihrem Dasein litten und trotz des in der Theorie vorhandenen Wunsches nach Veränderung nichts von dem hergeben wollten, was sie ihre Lebensumstände ausmachte.
„Oft erscheint es einem besser, an einem bekannten Schmerz festzuhalten, als eine wirkliche Veränderung seines Zustands zu durchleiden“
fasst Meade seine Reflektion darüber zusammen, warum Veränderung so schwer ist.
Jeder kleine Moment, in dem wir wirklich in Beziehung zu uns selbst gehen, in dem wir wahrnehmen, was uns in der Tiefe erfüllt, beängstigt, belastet, freudig sein lässt, führt dazu, „zu einer anderen Weise des Sehens und Seins zu erwachen“.
Das ist meine Anstiftung heute: Finde Momente, in denen du mit dir selbst in Verbindung gehst und Annahmen über dich in Frage stellen oder vielleicht sogar loslassen kannst. Beginne, der anderen Person, die schon immer in dir lebt, eine Möglichkeit zu schenken, sich zu zeigen.
Schreib in den Kommentar, was du gefunden hast.
Wenn dir die Anstiftung ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat, kannst du mich auf einen Kaffee einladen (oder ein Menü, der voreingestellte Betrag von € 3 lässt sich ändern). Wo? Über meine virtuelle Kaffeekasse. Das zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht. Die Kaffeekasse steht auf der Plattform ko-fi.com. Kofi verschenkt nicht nur einen freundlichen Regen von Herzen und Tassen an die Spendenden. Sondern nimmt keine Gebühren für Spenden. #freundlicheökonomie
Liebe Eva, dieser Brief von dir hat mir einen wichtigen Impuls gegeben! Danke dafür! Interessant daran finde ich die Bemerkung, dass man die Veränderung des eigenen Zustands DURCHLEIDEN muss. Ist das vielleicht das Hindernis? So wie bei einem Zucker-Entzug, wo erstmal tagelang die Nerven blank liegen?
Anyway: ich bin neugierig auf die andere Person, die in mir lebt und wage mal etwas Neues!
Liebe Ele, danke, das freut mich, dass dir diese Anstiftung einen wichtigen Impuls gegeben hat. Ich glaube, die weniger hilfreichen Verhaltensmuster, die wir verändern wollen, sind so gut geübt, dass es tatsächlich schmerzhaft, mindestens sehr schwierig ist, sie zu ändern/aufzubrechen. Das Geübte beruhigt und gibt ein Gefühl der Kontrolle, vielleicht auch nur unbewusst. Das aufzugeben in den Momenten, in denen der Automatismus üblicherweise einsetzt, lässt schon mal die Nerven blankliegen.
Ich bin neugierig, was du findest, wenn du das Neue wagst!
herzliche Grüße
Eva
Vor längerer Zeit unterhielt ich mich mit einer Klientin darüber, dass sie ein Dankbarkeitstagebuch führt. Ich habe mich natürlich gefreut, bis sich herausstellte, sie betrachtete die „3 Dinge, für die ich dankbar bin“ Übung als einen Punkt ihrer To-Do-Liste, den sie abhakte, ohne innezuhalten oder Dankbarkeit zu empfinden.
Ich stelle fest, ich habe ein positives Vorurteil. Ich gehe grundsätzlich davon aus, dass Menschen die Dankbarkeit , Yoga, Meditation und ähnliches üben, ihre Selbstbeziehung vertiefen, reflektierter werden, deshalb die Welt anders zu sehen beginnen und nach und nach dem Leben gegenüber flexibler sind.
In vielen Fällen, das zeigt mir die Erfahrung, trifft diese Annahme allerdings nicht zu. Die Menschen führen zwar eine spirituelle Praxis aus, nehmen das jedoch nicht persönlich. Sie tun etwas anderes, ohne die Mühe auf sich zu nehmen, eine wirklich andere Person zu werden.
Micheal Meade schreibt in seinem Buch „Fate and Destiny“:
„Beim Erwachen geht es nicht um „Selbst-Verbesserung“ oder schlicht eine Statusveränderung. Sein Schicksal zu verändern bedeutet, zu einer anderen Weise des Sehens und Seins zu erwachen. Nicht nur Dinge anders zu tun, sondern eine andere Person zu werden, die sowohl im Innen wachsamer ist, als auch im Außen aufmerksamer für das Geheimnis des Lebens. Der Sinn der Veränderung ist es, ein*e ander*e zu werden, die oder der andere, die oder der schon die ganze Zeit in uns verborgen war. Um eine solche Veränderung möglich zu machen, müssen die Menschen die Vorstellung darüber, wer sie glauben zu sein, hinter sich lassen. Das gewohnheitsmäßige Selbst hinter sich zu lassen stellt sich als eine der größten Schwierigkeiten im Leben heraus. Wenn dem nicht so wäre, würden viel mehr Menschen den üblichen Fallen entfliehen, die das Leben klein und selbstbeschränkend sein lassen“.
Im Anschluss an diese Zeilen erzählt Meade von einem Trick, den Affenfänger anwenden, um die schlauen und schnellen Tiere zu überlisten. Sie höhlen eine Kokosnuss aus, schlagen ein kleines Loch hinein, platzieren eine duftende Frucht darin und befestigen die Nuss am Boden. Der neugierige Affe, der den Duft der Nahrung riecht und seine Hand in die Kokosnuss steckt, bekommt die Hand nicht mehr heraus und ist gefangen. Dabei bräuchte er nur das Fruchtstück loszulassen, um sich zu befreien. In den wenigsten Fällen ist er bereit, dies zu tun. Seine Freiheit opfert er der Chance auf einen Genuss, den er nie erlangen wird.
Ich bin in meinem Leben vielen Menschen begegnet, die an ihrem Dasein litten und trotz des in der Theorie vorhandenen Wunsches nach Veränderung nichts von dem hergeben wollten, was sie ihre Lebensumstände ausmachte.
„Oft erscheint es einem besser, an einem bekannten Schmerz festzuhalten, als eine wirkliche Veränderung seines Zustands zu durchleiden“
fasst Meade seine Reflektion darüber zusammen, warum Veränderung so schwer ist.
Jeder kleine Moment, in dem wir wirklich in Beziehung zu uns selbst gehen, in dem wir wahrnehmen, was uns in der Tiefe erfüllt, beängstigt, belastet, freudig sein lässt, führt dazu, „zu einer anderen Weise des Sehens und Seins zu erwachen“.
Das ist meine Anstiftung heute: Finde Momente, in denen du mit dir selbst in Verbindung gehst und Annahmen über dich in Frage stellen oder vielleicht sogar loslassen kannst. Beginne, der anderen Person, die schon immer in dir lebt, eine Möglichkeit zu schenken, sich zu zeigen.
Schreib in den Kommentar, was du gefunden hast.
Wenn dir die Anstiftung ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat, kannst du mich auf einen Kaffee einladen (oder ein Menü, der voreingestellte Betrag von € 3 lässt sich ändern). Wo? Über meine virtuelle Kaffeekasse. Das zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht. Die Kaffeekasse steht auf der Plattform ko-fi.com. Kofi verschenkt nicht nur einen freundlichen Regen von Herzen und Tassen an die Spendenden. Sondern nimmt keine Gebühren für Spenden. #freundlicheökonomie
Comments (2)
Liebe Eva, dieser Brief von dir hat mir einen wichtigen Impuls gegeben! Danke dafür! Interessant daran finde ich die Bemerkung, dass man die Veränderung des eigenen Zustands DURCHLEIDEN muss. Ist das vielleicht das Hindernis? So wie bei einem Zucker-Entzug, wo erstmal tagelang die Nerven blank liegen?
Anyway: ich bin neugierig auf die andere Person, die in mir lebt und wage mal etwas Neues!
Herzlichst
Ele
Liebe Ele, danke, das freut mich, dass dir diese Anstiftung einen wichtigen Impuls gegeben hat. Ich glaube, die weniger hilfreichen Verhaltensmuster, die wir verändern wollen, sind so gut geübt, dass es tatsächlich schmerzhaft, mindestens sehr schwierig ist, sie zu ändern/aufzubrechen. Das Geübte beruhigt und gibt ein Gefühl der Kontrolle, vielleicht auch nur unbewusst. Das aufzugeben in den Momenten, in denen der Automatismus üblicherweise einsetzt, lässt schon mal die Nerven blankliegen.
Ich bin neugierig, was du findest, wenn du das Neue wagst!
herzliche Grüße
Eva