Anstiftung zur Freude #83

Gerade noch war alles so schön und dann wird’s blöd. Jeder Mensch kennt belastende Gefühle. Eine Freundin fragt, ob es körperlich oder eher seelisch sei. Ehrlich gesagt, für mich ist das gleich. Auf allen Ebenen bin ich eher bleiern unterwegs. Die Inspiration ist vorübergehend ins Feriencamp gezogen, da findet sie es lustiger als mit mir.

Ja, es ist unbedingt empfehlenswert, die Sonnenstrahlen zu würdigen, eine gute Mahlzeit zu essen und ein schönes Kleid anzuziehen. Doch geht es nicht darum, einen unangenehmen Zustand durch Blicke woandershin zu verändern.

Es geht auch nicht um die genaue Analyse, was das jetzt wieder für eine Laus auf der Leber ist. Oder ein Rezept, wie ich mich in eine heiterere Daseinsform zurückverwandeln kann.

Das Thema ist schlicht: Kann ich gut mit mir sein, wenn ich mich eigentlich lieber anders hätte? Kann ich mich begleiten, ohne gleich sämtliche Register des „Wie fühle ich mich besser in zehn Schritten“ (oder ähnliches) zu ziehen?

Wir Menschen finden so viele Anlässe für unser eigenes Ungenügen. Was wir an uns verbessern müssen (Gewicht, Aussehen, Einnahmen), wie lange und warum wir warten müssen, bis wir uns einen Traum erfüllen (bis die Kinder größer sind, wir in Rente sind, uns die Jeans von 1979 wieder passt).

Wir rennen ständig herum, um irgendwo hinzukommen, wo es dann endlich reicht. Aber, Überraschung, dort angekommen sind wir uns immer noch nicht recht, haben wir es immer noch nicht verdient, in Einklang und Zufriedenheit mit uns selbst zu leben.

Wenn schon all das, was wir tun und auf die Beine stellen, ständig ungenügend ist, wieviel mehr lehnen wir ab, was wir nicht so gut hinkriegen. Wieviel weniger mögen wir uns in einer nicht so guten Verfassung.

Die Menschen, die uns wertschätzen, mögen, lieben, haben einen ganz anderen Eindruck von uns. Sie sehen nicht das halb leere Glas, sondern die Fülle unseres Lebens. Sie sehen unsere Schönheit, unsere Talente, unsere Einzigartigkeit.

Zum Geburtstag habe ich Karten bekommen, auf denen mit der Hand geschrieben stand: Wunderbar, dass es dich gibt.

Das ist meine Anstiftung heute: Finde fremde Schuhe, in die du dich stellen kannst. Betrachte dich von dieser Position aus mit freundlichen, wohlwollenden, liebenden Blicken. Ob du gerade einen Pickel hast, 5kg zu viel, Husten, oder seelischen Schnupfen. Bleib für ein paar Atemzüge bei dir mit diesem Blick.

Schreib in den Kommentar, was du gefunden hast.

Wenn dich meine Anstiftung zur Freude inspiriert oder dir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat, gib mir einen Kaffee aus über meine virtuelle Kaffeekasse hier. Danke! #freundlicheökonomie

Comments (6)

  1. Ach, wie gut kenne ich diese Gedanken. Und wie gut, dass es in meinem Inneren einen Anteil gibt, der sich nicht unterkriegen lässt, und einen anderen, der sich nicht ständig optimieren will. Manchnal sind die beiden im Clinch. Mit ein bisschen Glück kommt dann von außen jemand daher und sagt mir: alles gut so wie es ist. Das bekommst du schon wieder hin. Schau doch mal, was du schon alles gewuppt hast in deinem Leben.

    Wenn wir uns immer wieder bewusst machen, dass „leben“ (bewusst klein geschrieben) eben alles umfasst, die guten Momente, die schlechten Phasen und alles zwischendrin, dann haben wir das Leben verstanden 😉

    Gut, wenn uns hin und wieder jemand wie du daran erinnert.

    • Liebe Ulrike, danke!
      Ja, ich habe auch so einen Anteil, der sich nicht unterkriegen lässt! Und tatsächlich hat mir vor ein paar Tagen eine gesagt, alles gut so. So eine gute Medizin. Die kommt aber nur, wenn wir transparent sind mit unseren Zuständen und nicht so tun wollen, als ob. Bei all den Hochglanzverführungen der Perfektion ist es wirklich hilfreich, sich wieder und wieder zu erinnen, dass leben alles umfasst. Ich frage mich, wer zuerst auf die Idee mit den immerwährenden schönen Tagen gekommen ist? Vielleicht liegt der Ursprung in der christlichen Mythologie mit der VErtreibung aus dem Paradies. Da ist ja immer diese Lücke zwischen Ist und Soll Zustand von vorneherein programmiert……. Herzliche Grüße Eva

  2. Das ist sehr berührend. Ich mag diese „Geständnisse“ der blöden Momente. Ohne die würde ich vielleicht bei all den Freude-Anstiftungen und -Möglichkeiten doch verwechseln, worum es geht. und ein „Wie fühle ich mich besser in zehn Schritten“ (oder ähnliches) verstehen, wo es vielleicht anders gemeint ist.
    Neulich in einer Guppe hat jemand gesagt, man müßte doch vorwärtskommen (mit persönlicher Entwicklung). ich spontan: ich will nicht vorwärtskommen. ein dritter: dann mußt du halt zurück gehen. Ich konnte nicht mehr antworten in der .Situation. was ich meinte, war: (ich muß eh gar nix, du Banause!) . ich wäre schon ganz zufrieden, wenn ich einfach da sein könnte, wo ich gerade bin. Genau.

    • Liebe Eva,
      ich habe letztens in einem Newsletter gelesen, manchmal muss der Mensch zurückgehen, um vorwärtszukommen. Und wer auf der Stelle tritt, kann durchaus in den Genuss kommen, Sahne zu schlagen. Einfach da sein, wo ich gerade bin, das ist, finde ich immer wieder, das Schwerste.
      Die blöden Momente machen uns auch aus, manchmal mindestens 50%. Ich stelle immer wieder fest, einfach für die blöden Momente da zu sein, verschiebt schon etwas im ERleben. Wir sind dann nicht mehr zwischen Ist und vorgestelltem Soll gespalten. Darin liegt Erleichterung. Herzliche Grüße EVa

  3. Ich habe mir selber eine Karte geschrieben,
    auf der drauf steht ;.ich liebe mich ,weil keiner so lacht wie ich, keiner so erzählt ,keiner so umarmt und keiner sich so freut ,ich bin einzigartig und liebe mich so wie ich bin .
    mit dieser Karte und ein paar anderen ,meditiere ich morgens, das tut mir gut .
    gestern war ich bei einer Massage und meine Massagefrau ,ist nicht nur für den Körper sondern auch für meine Seele da und sie hat mir am Schluss Mantra mäßig gesagt: wie wunderschön meine Seele ist und dass ich in mich schauen soll ,mein Herz und meine Organe ,das ich weiße Blumen geschenkt bekomme und alles in Fülle da ist
    sie hat mir danach sogar noch eine weiße Blume geschenkt ,obwohl das Zufall war.
    ich habe noch schön meditiert gestern und heute morgen beim Aufwachen, fühlte ich mich wunderbar,habe etwas Schönes angezogen ,Tagebuch geschrieben und geschrieben: ich bin wunderschön, ich fühle mich wunderschön und dieses Gefühl hält noch immer an…

    • Liebe Barbara, ich liebe deine Karte an dich selbst mit der Liste deiner Einzigartigkeiten. Das ist ist großartig. und mir fällt ein, dass ich bei einem Frauennetzwerktag auch eine Karte an mit geschickt habe, die Veranstalterinnen verteilten die Karten. Vorne drauf steht „Love is the message“. Hinten drauf habe ich an mich geschrieben: you rock it, baby! Das war mir entfallen, obwohl die Karten auf meinem Tisch mit den Dingen/Büchern liegt, die „Liebe“ oder „love“ im Titel führen. Jetzt freue ich mich sehr an der Erinnerung! herzliche Grüße EVa

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert