Anstiftung zur Freude #97        

Meine neueste Errungenschaft – ich lasse mir den Koffer tragen!

Wenn ich verreise, tue ich dies am liebsten mit einem kleinen Koffer. Das gelingt mir ab fünf Tagen Reisezeit nicht mehr so gut. Ich bin ganz neidisch auf Patti Smith, die, das verrät sie in ihrem Buch „Devotion“, Transatlantikflüge mit Handgepäck absolviert und auch lediglich zwei Bücher mitnimmt.

Selbst eine Tagesreise nach Hamburg – morgens hin, abends zurück – kann ich nur nach längeren inneren Debatten mit einem einzigen Buch bestreiten. Abgesehen vom unterschiedlichen Kleidungsstil, der bei Patti Smith wesentlich reduktionistischer zu sein scheint als bei mir, schleppt sie wahrscheinlich nicht ihre Yogamatte mit.

Ohne dies jetzt weiter zu vertiefen: Ich fuhr letztens für eine Woche weg und hatte einen großen Koffer dabei (vor allem wegen der Yogamatte).

Mein großer Koffer ist nie so schwer, dass ich ihn nicht selbst die Treppen hinauf- und hinuntertragen könnte. Trotzdem: Leicht ist er auch nicht.

Ich balanciere also am Bahnhof mich und den Koffer die Treppen zunächst hinunter, dann wieder hinauf. Da fragt mich ein junger Mann, ob ich das alleine schaffe oder ob er mir helfen könne.

Wenn Sie schon so nett fragen, fange ich an und erkläre ihm mein Prinzip, so zu packen, dass ich alleine zurecht käme, füge aber hinzu, dass ich mich freute, wenn er meinen Koffer trüge.

Der junge Mann nimmt den Koffer, findet ihn nicht gerade leicht, und schwebt trotzdem leichtfüßig die Treppen hoch.

Vor einiger Zeit hätte ich das Angebot nicht angenommen. Vor einiger Zeit hätte ich auf meine Unabhängigkeit, Selbstständigkeit, Kraft und darauf beharrt, dass ich trotz meiner Haarfarbe (und meines Alters) noch nicht zum alten Eisen gehöre.

Als junge Frau habe ich mich über Türen aufhalten und in den Mantel geholfen werden so was von aufgeregt. Auch das musste ich erstmal dekonstruieren.

Veränderungen, selbst wenn sie noch so klein anmuten mögen, haben immer mit innerer Arbeit zu tun. Oft mehr, als es den Anschein hat.

Heute kann ich mit freudigem Herzen Ja sagen und hinter meinem Koffer her die Treppen hochschweben.

Hilfe nicht nur annehmen, sondern vielleicht sogar aktiv um sie bitten:  Das fällt vielen Menschen aus unterschiedlichen Gründen schwer. Dabei ist es ein Genuss, wenn etwas plötzlich leichter wird, weil ich es nicht alleine machen muss. Und es ist auch ein Genuss, wenn ich die Unterstützende, die Helfende bin. Freudefunken überall!

Das ist meine Anstiftung für diese Woche: Finde Möglichkeiten, dir etwas abnehmen zu lassen und andere um Unterstützung zu bitten, auch wenn du noch nicht aus dem letzten Loch pfeifst. Überlege immer wieder, wer dir bei welchen Gelegenheiten unter die Arme greifen könnte. Frage – und genieße, dass du nicht alles alleine hinkriegen musst. Und wenn jemand nein sagen sollte, frag einfach den/die nächst*en.

Schreib in den Kommentar, was du gefunden hast.

PS: Wenn dich meine Anstiftung zur Freude inspiriert oder dir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat, und du etwas zurückgeben möchtest: lade mich auf einen Kaffee ein über meine virtuelle Kaffeekasse hier. Danke! #freundlicheökonomie

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