100 Dinge, die mein Jahr 2023 prägten

So ein Jahr hat 365 Tage und unendlich viele Ereignisse und viele fallen aus der Erinnerung heraus. Manche leuchten sich in ihrer Einzigartigkeit oder drücken sich mit ihrer Schwere in das Bewusstsein und sind mit dem Jahr eng verknüpft. Was mir ohne weiteres einfällt, was ich in meinem Notizkalender wieder aufspüre, ein bunter Reigen ist es, den ich hier zusammenstelle. Das Erinnern und Aufschreiben hilft mir, dieses wunderbare Leben wertzuschätzen und auch, mich über mich selbst zu freuen. Was habe ich nicht alles gemeistert und zustande gebracht; wieviele Freudefunken habe ich versprüht! Welchen tollen Menschen bin ich begegnet. Wie gesegnet bin ich. Bereits 2022 habe ich gemerkt, wie gut es mir und meiner Struktur tut, 100 Dinge, die mein Jahr prägten, aufzuschreiben.

1. Das Jahr beginnt mit Covid. Meine erste Begegnung. Es geht mir gar nicht so schlecht, bin nur längere Zeit so schlapp, dass ich einiges verschieben muss. Schöne Entschuldigung, im Bett liegen zu bleiben (Ich liege gerne im Bett).

2. Erste Lektüre: Pip Williams – Dictionary of Lost Words. Setzt den Ton für meine Lektüren 2023. Habe wohl noch nie so viele Bücher von Frauen gelesen. Feiere die zunehmende Sichtbarkeit von Frauen in der Literatur. Als Schreibende, als wiederentdeckte Autorinnen und als selbstbestimmte Heldinnen.

3. Bin bei 28CT bei Anna Koschinski dabei. Habe mich so darauf gefreut, im Februar den Schwerpunkt Schreiben zu setzen. Und dann stehe ich mir selber im Weg, es läuft eher zäh und schwierig. Anna aber ist wirklich grandios!

4. Hamburger Kunsthalle: Ausstellung über „Atmen“. Im Anschluss ein dekonstruierter Kirschgarten nach Tschechow im Schauspielhaus.

5. Ende März mit einer Freundin 5 Nächte auf Sylt. Wir sind ein gutes Team. Spazierengehen, gut essen, viel Schreiben. Ich liebe Meer im Norden.

6. Schicke an Eli Perzlmaier, deren Fan ich bin seit ich im Juli 2022 auf einem Women’s Hub Tag in München war, Anfang des Jahres ein Exemplar meines Buches „Spaziergang zum Hochzeitsbaum und 33 weitere Anstiftungen zur Freude“. Lese auf der Rückfahrt von Sylt im Women‘s Hub Newsletter, dass sie mein Buch empfiehlt. Mega!

7. Ausflug nach Potsdam ins Minsk. Ausstellung des Werks von Ruth Wolf-Rehfeldt. Suppe auf der Dachterrasse in der Sonne. Grandios Anfang April.

8. Erkläre den April zum #adoptanartist Monat. Es geht um Bewusstsein dafür, was Künstler*innen für die Gesellschaft tun, wie schlecht bis gar nicht hochwertiger kreativer Content bezahlt wird und wie Dankeschön Spenden als eine Art Crowdfunding zum Lebensunterhalt beitragen können. Auf Plattformen wie ko.fi.com oder steady. Werde das in 2024 wiederholen.

9. Die Katze, die mich adoptiert hat, läuft nur noch auf drei Beinen. Dank der neuen Transporttasche ist dieser Besuch beim Tierarzt weniger stressig als die anderen beiden. Nachher erholen wir uns beim Kraulen. Ich liege, sie schnurrt.

10. Fahre zum Netzwerktreffen des VGDS nach Frankfurt. Treffe Netzwerkkolleginnen in analog! Schaue mir Frankfurt an. Verliere all meine Fotos, weil das Hochladen auf den Laptop nicht funktioniert.

11. Führe meine 7. Abenteuerreise auf der Spur der Freude durch.

12. Reise mit einer Freundin und deren Teenager Sohn in meine eine Lieblingsstadt London. Es ist Mai, das Wetter ist toll, ich zeige meine „zweite Heimat“ und lerne, sie durch die Augen anderer zu sehen.

13. Ich fange an, an meinem Stillekurs zu arbeiten und komme nicht so recht vom Fleck.

14. Lesen: 5 oder 6 Bücher von May Sarton und kann vor allem in ihren Journals wohnen. Wie schafft sie ihre Tagesstruktur, was gelingt ihr, woran scheitert sie. Sartons Bücher wurden in den 1970iger und 80ziger Jahren auf Deutsch von der Frauenoffensive verlegt. Es gibt sie nur noch antiquarisch, was ihr nicht gerecht wird. Großartig ihr Roman „A Reckoning“ über eine Frau, die stirbt und ihr „eigenes“ Sterben durchsetzt. Oder die Erzählung „The Fur Person“. Für alles Fans von Katzen ein Muss.

15. Erfinde den Hashtag #BookhoppersChoice. War noch nie so hemmungslos in Büchern unterwegs, die ich in Stapeln um mich aufbaue. Am Ende sind es 110, von denen ich viele gelesen und alle in irgendeiner Form in mein Schreiben und Denken eingebaut habe.

16. Ausstellung: Double Vision – Vija Celmins und Gerhard Richter in der Hamburger Kunsthalle. Unglaublich, wie die beiden auf verschiedenen Kontinenten Themen in ganz ähnlicher Weise durchdacht und ausgeführt haben.

17. Sitze 2x in der Blognacht bei Anna Koschinski, um meine Gewohnheiten zu ändern. Bild mir ein, abends nicht mehr schreiben zu können. Schreibe einen Text im Juni und einen im Juli, bin entzückt, will unbedingt wieder teilnehmen, nur es passt zeitlich nie. Hoffe auf 2024.

18. Meine Freundin, die Schriftstellerin Dagrun Hintze, performed im Warburg Haus Hamburg John Cages „Lecture on Nothing“. Absolut großartig. Hintze und Cage – unschlagbar!

19. Schreibe 25 #Freitagsbriefe. Bekomme tolle Rückmeldungen. Werde weitermachen.

20. Zum Jahresende 70 Abonnent*innen der #AnstiftungzurFreude Briefe.

21. Carina Schimmel und ich hecken einen Künstler*innen Stammtisch aus, den wir ab Juni jeden 3. Do nnerstag im Monat durchführen. Wunderbarer Austausch, tolle Gespräche, ein virtuelles Lagerfeuer, an dem wir zusammen sitzen.

22. Fast monatlich Coworking mit Ricarda Kiel und Kathrin Bach.

25. Ich werde kühner und poste phasenweise sehr regelmäßig auf LinkedIn. Eine Leserin schreibt mir:

„Liebe Eva , ich erfreue mich immer wieder an deinem Schreibstil,
der warm und humorig tiefsinnig beim Lesen in meine Augen fließt.
Und manchmal auch ein wenig meine Augen liebevoll zwickt und mich
damit verleitet noch mehr für Dinge in der Außen- und Innenwelt meine Augen
offen zu halten oder kurzzeitig für mein Selbst zu schließen.
Ich mag bereits das Wort „Anstiftung“. Und deine Anstiftungen finde ich wunderbar!“

26. Ich arbeite an einem längeren Essay über „Wurzeln“.

27. Habe Sehnsucht nach einem Business Kreis von Frauen. Entschließe mich, am Women’s Hub Circle teilzunehmen, 7 Frauen begleiten sich über 7 Termine hinweg unter der Leitung von Eli Perzlmaier und Nele Clüver. Mein Thema, mit dem ich reise „Sichtbarkeit“.

28. Lesen: Your Brain on Art. Zwei Journalistinnen schreiben über jüngste Forschung, die Rolle der Kunst und kreativer Menschen für das Community Building, für die persönliche Gesundheit und für bahnbrechende Innovationen untersucht. Pflichtlektüre nicht nur für Industriekapitän*innen und Wirtschaftsminister*innen.

29. Ich kaufe eine Photovoltaik Anlage und lerne, mit dem kreativen Termin Umgang des Unternehmens zurecht zu kommen. Sie kommen nicht, wenn sie es angekündigt haben und kommunizieren nichts: dann sind sie plötzlich da und arbeiten vorzüglich.

30. Mache mich im April auf dem Weg nach Paris, um eine Freundin zu besuchen. Strande in Karlsruhe und treffe auf dem Bahnsteig ein kleines Mädchen, das mich unverwandt ansieht. Als ich sie frage: Was siehst du?, antwortet sie: Du bist schön.

31. Bevor es weiter nach Paris  geht, schaue ich mir Saarbrücken an und das Weltkulturerbe Eisenhütte Völklingen. Mir verschlägt es den Atem. Wer jemals geglaubt hat, Kapitalismus bringe was Gutes in die Welt, fahre nach Völklingen, um die Geschichte eines Molochs zu studieren, der Menschen vernichtete und dann selbst unterging.

32. Kaufe mir ein Boxspringbett und male eine Wand meines Schlafzimmers „Petrol Dream“. Sitze noch lieber auf dem Bettbüro als vorher.

33. Bin völlig durch den Wind und plötzlich erinnere ich mich, ich könnte Mandalas ausmalen. Was soll ich sagen: es hilft, mehr oder weniger sofort.

34. Schreibe einen #AnstiftungzurFreude Brief über Hari Kayo, den japanischen Gedenktag für zerbrochene Nadeln. Die Wertschätzung schlichter Dinge und Gebrauchsgegenstände. Davon würde ich gerne mehr praktizieren.

35. Ich bin leidenschaftlich anglophil, verlasse Paris trotzdem mit dem Gefühl, es zumindest nicht mehr zu fürchten. Auch andere um mich herum sprechen kein Französisch.

36. Spiele vierhändig Klavier – Diabelli – mit meiner Musikerfreundin, die den schwierigen Part übernimmt. Berauschend beglückend für eine Klavieranfängerin.

37. Gehe in fünf Tagen dreimal um den Arendsee, jeweils etwas mehr als zehn Kilometer. Der Mensch verbraucht so gut wie keine Kalorien beim Wandern. Ist trotzdem ein Genuss.

38. Als ich in Magdeburg auf den Anschluss warte, sehe ich am Bahnsteig einen Mann, der den Triebwagen des eben eingefahrenen Zugs küsst. Eine entschlossene und zärtliche Geste, die den Anfang zu einem Roman eröffnen könnte.

39. Demonstriere in Lüchow anlässlich des 10. Jahrestags von Fukushima. Demonstrieren scheint aus der Mode gekommen, kaum ein*r da.

40. Bringe einen großen Topf Ranunkeln vom Markt zu einer kranken Freundin im Nachbardorf. Ich weiß, sie geht demnächst ist Krankenhaus und es ist mir ein Anliegen, sie zu sehen. Es geht ihr gut an diesem Nachmittag. Wir verbringen zwei herrliche Stunden. Ein paar Wochen später ist sie tot.

41. Learning: Nichts aufschieben. Niemals.

42. Verabrede mich mit der Berliner Fotografin für ein Jahr „Geschichten in Bildern“. Viermal werden wir uns treffen und sie wird mich fotografieren. Es ist eine Hürde für mich, denn ich lasse mich nicht so gerne fotografieren.

43. Es vergeht kein Tag, an dem ich mich nicht über die Katze freue, die mich adoptiert hat. So ein sanftes, freundliches, eigensinniges Wesen. Keine*r weiß, wo sie herkommt. Im ersten Lockdown ist sie eingezogen. Wir feiern unser Dreijähriges (natürlich schmeckt ihr das Fressen nicht, das ich ihr hinstelle).

44. Im April verdiene ich die höchste Summe aus meinen Briefen, € 209,36 netto.

45. Ausstellung: Videowerke von Julian Rosenfeldt in der Eisenhütte Völklingen.

46. Wir gründen eine Whiskey Tasting Gruppe in unserem kleinen Dorf. Sie hat vier Mitglieder und wir haben es sehr lustig. Ich bin mir noch nicht darüber im Klaren, ob ich Whiskey mag.

47. Ich installiere ein VG Wort Zählmarken Plugin auf meiner Webseite. Jetzt warte ich auf die tausend Besucher*innen, die sich dann in einer Ausschüttung niederschlagen werden.

48. Die Nachbarn gegenüber laden zu einer Glühwürmchen Party ein. Wir laufen durchs hohe Gras und rufen ständig: „Schau! Schau! Da! Da!“, und zeigen nach oben oder nach unten. Glühwürmchen sind pure Magie.

49. Werde von drei Wespen ins Gesicht gestochen, sieht ganz gut aus am nächsten Morgen. Ich fahre mit Verspätung zu meinem Yoga Wochenende nach Boltenhagen. Keine 24 Stunden später fahre ich zurück, weil mein Kopf angeschwollen ist wie eine dunkellila Tomate. In der Notfallpraxis erübrigt sich jede Erklärung.

50. Zum ersten Mal bei einer Beisetzung in einem Ruheforst.

51. Sage meiner Vermieterin, die früher meine Untermieterin war, dass ich ab Oktober meine festen Stunden in der Hamburger Praxis aufgebe. (Nie mehr dieser Blick).

52. Bin im Mai ein zweites Mal in Paris, meine Freundin, die Fellow am Institute for Ideas and Imagination war, feiert dort vor ihrer Rückkehr in die USA ihren 60. Geburtstag. Ich betätige mich als Festfotografin und schenke ihr später ein Fotobuch.

53. Ich kann Gruppen mit vielen unbekannten Personen besser ertragen, wenn ich eine Aufgabe habe.

54. Das mit der Festfotografin wiederhole ich vier Monate später bei der Praxiseinweihung einer Hamburger Freundin.

55. Lesen: Fünf oder sechs Bücher von Deborah Levy, die sich nicht nur in ihrer Trilogie „Working Autobiography“ mit dem Sein als Frau, Schriftstellerin, Mutter in unserer Gesellschaft beschäftigt. Ich habe ihr Werk vor ein paar Jahren kennengelernt, als ich in London ihr Buch „The Cost of Living“ in einem modernen Antiquariat fand. Ich lerne, auch sie war Fellow am Institute for Ideas and Imagination.

56. Das Lesen autofiktionaler Texte von Schriftstellerinnen hilft mir, in diesem ewigen schmerzhaften Ringen um meine kreative Identität Räume zu finden, in denen ich mich gut einrichten kann.

57. Lesen: Big Magic von Elisabeth Gilbert. Auch so ein Therapeutikum.

58. Bilde mir ein, Ulm besuchen zu wollen.

59. Fahre nach Ulm. Steige auf den höchsten Kirchturm der Welt, der glücklicherweise nach knapp vierhundert Stufen eine Baustelle aufweist, die die Besteigung der nächsten knapp vierhundert Stufen unmöglich macht.

60. Finde im Ulmer Münster erst nach langem Suchen in einem hinteren Winkel eine Marienstatue. Dabei ist das Münster eine Gründung für die Hl. Maria.

61. Im Münster riecht es muffig. Was soll ich sagen: Nur alte weiße Männer.

62. Fahre einen Tag von Ulm nach München. Besuche das Grab meines Vaters. Esse mit der Frau meines Vaters in einem schönen bayerischen Restaurant inmitten eines Schrebergartens.

63. Ausstellung: Flowers Forever, Kunsthalle München.

64. Film: Barbie. Warum? Weil ich in „Die Zeit“ eine Hymne auf diesen Film als feministisches Manifest oder so gelesen habe.

65. Barbie ist ungefähr so grotesk wie meine Bahnfahrt nach Ulm und zurück und insbesondere die unfeministischte Werbeveranstaltung eines Weltunternehmens, das das Bild der Frau nachhaltig beeinflusst, bestimmt und beschädigt hat. Altbacken, binär, und Männer werden schlecht behandelt, wie die Frauen in der Welt des 20. Jahrhunderts.

66. Die ungelöste Frage: Warum rennen alle in Barbie?

67. Fahre nach Berlin. Meine Berliner und Freundin haben ein Projekt: Dirigentinnen bei der Arbeit zusehen. Nr. 1: Oksana Lyniv in der Staatsoper dirigiert Médée von Luigi Cherubini.

68. Ausstellung: Julius von Bismarck „When Platitudes Become Form“, Berlinische Galerie.

69. Treffe eine Netzwerkkollegin, die ich bislang nur digital kannte. Ein wunderbares Treffen

70. Ausstellung: Fred Sandbeck, Hamburger Bahnhof

71. Die Zusammenarbeit mit der wunderbaren Maren Martschenko geht zu Ende. Ich habe von ihr vor allem gelernt, meine Vorstellungen und Erwartungen hinsichtlich dessen, was ein Business ist, zu dekonstruieren.

72. Ohne Maren gäbe es keine Freudereise.

73. Ohne Maren wäre ich mit meinen #Freitagsbriefe Essay nicht auf steady umgezogen.  

74. Maren hat mich schon in 2022 zu den 100 Dingen angestiftet und ist jetzt wieder mit gutem Beispiel voran gegangen.

75. Esse mit meinem Lieblingspatensohn ein fünfgängiges Menü im Hamburger Restaurant „Nil“. Wir sitzen im Innenhof, das Essen ist vorzüglich, wir haben einen grandiosen Abend.

76. Film: Oppenheimer. Bin tief erschüttert. Wie konnte mann nur denken, die Atombombe sei ein probates und beherrschbares Mittel, um einen Krieg zu beenden. Diese unglaubliche Freude an der Vernichtung.

77. Die Lösung der Hungerfrage und der Klimafrage kann kein Problem sein, wenn die Kräfte gebündelt werden wie bei der Entwicklung der Atombombe – 150.000 Menschen waren daran beteiligt, eine ganze Stadt in der Wüste wurde dafür gebaut.

78. Konzipiere meinen Stillekurs, plötzlich geht es leicht, die Werbeseite dafür zu bauen.

79. Im August hütet eine Freundin Haus und Katze. Bevor ich aufbreche, machen wir einen Ausflug mit der kleinen Fähre über die Elbe und essen großartig im veganen Restaurant des Burghotels Ahoi in Lenzen. #öftermalwasneues

80. Verbringe Ende September eine Woche in Hohwacht, bester Spätsommer. Schwimme in der Ostsee, chille im Strandkorb, fülle meine kreativen Brunnen.

81. Der Ehemann meiner längsten Hamburger Freundin stirbt unerwartet. Ich bin sehr mit der Familie verbunden, mich trifft das jähe Ende und rührt tiefe Wunden ganz früher Verluste auf.

82. Feiere die 80. #Anstiftungzur Freude.

83. Lesen: Essays ohne Ende. Siri Hustvedt, Helen Keller, Rebecca Solnit, John Berger etc..

84. Fahre nach Köln, eine Freundin hat ihrem Mann zum 60ten ein Musikstück geschenkt. Uraufführung des Werks mit anderen Uraufführungen. Treffe eine Netzwerkkollegin analog. Wohne bei meinem Cousin und seiner Familie, er kocht für uns, seine Frau verabschiedet mich mit den Worten: Du bist ein sehr angenehmer Gast.

85. Besuche den Kölner Dom. Wundervolle Marienstatuen. Verliebe mich in die Mailänder Madonna. Steige nicht auf den Turm. (Das mache ich nächste Mal). Wundere mich, wie die Fenstergestaltung eines zeitgenössischen Künstlers einen Kardinal zum Wutausbruch verleiten kann.  

86. Carina Schimmel und ich heben den Podcast „ArtandAlltag“ aus der Taufe. Wir sprechen darüber, wie wir als Künstlerinnen das alltägliche Leben und kreative Arbeit unter einen Hut kriegen. Oder auch nicht.

87. Bin noch einmal in London und so entnervt von der Bahnfahrt, dass ich mich frage, was ich da mache. Verlaufe mich, was mir schon lange nicht mehr passiert ist, schreibe darüber eine #Anstiftung; und dann bin ich wieder voll da in dem Glück, mit fast jedem Schritt Freude zu empfinden über das Feuerwerk, das die Stadt in mir entfacht.

88. Ausstellung Hayward Gallery: Retrospektive Hiroshi Sugimoto. Lerne, der Künstler wusste, dass er Künstler ist in dem Moment, da er erstmalig eine Arbeit als gelungen empfand.

89. Plötzlich habe ich 1000 Follower auf LinkedIn und erinnere mich genau an meine zögerlichen, ängstlichen Anfänge.

90. Verkaufe im Dezember 9 Kurse ins Land der Stille. Hurra!

91. Eine Netzwerkkollegin nennt mich Schriftstellerin und Philosophin der Freude und der Stille. Ich bin überrascht und fühle mich in einer unbekannten Weise richtig benannt.

92. Meine 84jährige Tante, die 2022 meine Auf der Spur der Freude-Abenteuerreise mitmachte, schickt mir zu Weihnachten die unglaublichsten selbstgebackenen Plätzchen (sie ist Hauswirtschaftslehrerin) und bedankt sich dafür, dass ich Freude als Thema in ihr Leben gebracht habe. Und dafür, dass sie sich an meinen Anstiftungsbriefen erfreut.

93. Thema im Oktober Künstler*innenstammtisch: Die Kunst einen Schlussstrich zu ziehen. So viel kluge Gedanken dazu. Hole ich gegen Jahresende nochmal aus der Kiste.

94. Im September 2. Treffen mit der Fotografin Julia Vogel, diesmal in Berlin. Herrlicher Sonnentag. Große Freude am Locations aushecken und Fotografiert werden.

95. Eine Wand in meiner Küche wird (weil das sein muss) in der Woche vor Weihnachten neu verputzt und die Küche neu gestrichen. Keine gute Idee in dieser Jahreszeit. Ergebnis: Toll.

96. Nochmal Berlin. Ausstellung Hamburger Bahnhof: Lee Ufan. Große Begeisterung. Schreibe meinen Weihnachtsfreitagsbrief darüber.

97. Bin im zweiten Jahr Klavierschülerin. Immer noch eine der besten Entscheidungen in meinem Leben.

98. Wunderbar ruhige Weihnachtszeit nach den letzten Terminen am 22.12. (2024 bitte eine bessere Planung).

99. Puzzle mit Sperrnächten, Raunächten, 13 Wünschen herum. Bin zufrieden mit der Nicht-Perfektion. Zu früh. Zu spät. Zu wenig. Zu viel. – Egal.

100. Habe ein sehr gutes Gefühl für das vergehende Jahr. Bin durch die Reflektionsarbeit so nah dran und sehe deutlich, was ich hinter mir lassen konnte. Ich war gefordert in diesem Jahr. Jetzt bin ich neugierig bereit für das, was kommt. Große Dankbarkeit für mein Leben.

Foto: Julia Vogel, Berlin

Comments (4)

  1. Liebe Eva, ich bin noch ein bisschen wehmütig, weil unser Beratungsprozess zu Ende gegangen ist. Natürlich ist er von Anfang an so angelegt, am Ende loszulassen. Dennoch: Ich vermisse unsere Runden. Danke, dass ich gleich vier von 100 Punkte prägen durfte. Umgekehrt ist es auch so. Ich bewundere dich, wie bewusst du dein/das Leben lebst mit seinen Sonnen- und Schattenseiten. Danke, dass du das mit uns teilst. Nicht nur in diesem Artikel, sondern auch in deinen Feitagsbriefen und Anstiftungen zur Freude. Ich möchte sie nicht mehr missen. Liebe Grüße Maren

    • Liebe Maren,
      danke fürs Lesen meiner noch nicht ganz vollständigen Liste. Heute wurde sie vollständig.
      Ich habe mich auch an unsere Treffen gewöhnt. Denke jedoch immer wieder daran, dass ich dafür Fragen bräuchte. Und die habe ich tatsächlich nicht zur Zeit.
      Danke auch für deine Rückmeldung auf meine Arbeit, dass du meine Briefe nicht mehr missen möchstest.
      Zu dem bewussten Leben hat #reflectandlearn beigetragen. Ich habe das Gefühl, in der Rückschau sehr nah an meinem vergangenen Jahr zu sein, obwohl ich während des Jahres immer wieder das Gefühl hatte, mir verloren zu gehen. Retrospektiven machen fürs Einordnen großen Sinn.
      Liebe Grüße, ich freue mich auf Club-Begegnungen
      Eva

  2. Liebe Eva,
    wie so oft, wenn ich deine Texte lese, wieder ein Genuss und Inspiration, gleichzeitig Erschütterung und Schmerz. Lauf ausatmen musste ich bei den Punkten 40 und 41 – genau diese Erkenntnis treibt mich an seit ich 11 bin. Nichts aufschieben, nichts bereuen. Carpe diem geht eben noch besser, wenn man das memento mori mitdenkt – und vielleicht nicht nur den eigenen Tod. Danke für deine klugen Gedanken und dass ich mit meinen Formaten Teil deines Jahres sein konnte. Manches Mal passt es und dann wieder nicht…

    Alles Liebe
    Anna

    • Liebe Anna,
      ich danke dir sehr, fürs Herumspazieren in meinem Jahr 2023, das noch gar nicht zu Ende geschrieben war. (Heute bin ich fertig geworden).
      Das Jahr war schwierig in vielerlei Hinsicht, und dennoch war es gut. Weil sich in mir einiges zurecht gerückt hat und ich nach der Unruhe und Schwere die Balance als sehr tief gründend empfinde.
      Tod war ein facettenreiches Thema an verschiedenen Stellen. Nicht nur den eigenen Tod mitdenken, das gehört zu dem, was ich mit der Katze gut üben kann, deren Leben so kurz ist im Vergleich zu Menschenleben.
      Ich freue mich, dass es dich gibt und bin immer wieder sehr inspiriert von dir und deiner Arbeit. Du bist auch in 2024 wieder dabei als Begleitung und Anstoßerin bei dem, was ich denke und tue.
      Sehr herzlich
      Eva

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